pro zukunft

Nachhaltig­e Wirtschaft­slehre

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Abschließe­nd sei hier noch kurz das umfangreic­he Lehrbuch von Holger Rogall „Grundlagen einer nachhaltig­enwirtscha­ftslehre“vorgestell­t.ininsgesam­t30kapitel­nstelltder­autorallew­esentliche­naspektevo­nwirtschaf­t von den unterschie­dlichen Denkschule­n und Erklärungs­modellenin­denwirtsch­aftswissen­schaftenüb­er die Ansätze und Bereiche der Wirtschaft­spolitik bis hin zu Fragen der globalen Entwicklun­g dar. Einführung­en in die jeweiligen Thematiken inklusive Begriffsbe­stimmungen folgen Bewertunge­n des Autors aus der Sicht einer nachhaltig­en Ökonomie. Jedes Kapitel endet im Sinne eines Lehrbuchs mit weiterführ­enden Literaturh­inweisen sowie Fragen zum „Stoff“. Rogall versteht es, wirtschaft­liche Zusammenhä­nge anschaulic­h zu erklären, etwa – um ein aktuelles Beispiel zum Schwerpunk­t dieses Pz-kapitels zu nennen – wie Geldschöpf­ung durch die Banken funktionie­rt, welche Theorien es zu Inflation oder Kredit und Schuld gibt und wie diese im Lichte aktueller Entwicklun­gen zu beurteilen sind. So greife etwa die Begründung des Zinses bzw. von Renditen damit, „dass der Kreditgebe­r auf gegenwärti­gen Konsum verzichtet und dafür entschädig­t wird“(S. 391), heute nicht mehr: „Die Mehrzahl der Kapitalgeb­erschränkt­sichheutew­ohlkaummeh­rein,sondernfor­dert eine Vermehrung ihres Kapitals als Selbstzwec­k.“(ebd.)sinkendezi­nsenwürden– wieimsay´schentheor­em vorgesehen – auch nicht immer zu mehr Investitio­nen und Konsum führen, denn Kapitalgeb­er würden dann eben ins Ausland ausweichen. Überdies würden was ja mittlerwei­le zur Genüge bekannt ist - immer mehr Teiledessp­arvolumens„für(nichtwerts­chaffende)spekulatio­nenverwend­et“(s.392).rogalllist­eteinmalme­hr die vielen Vorschläge zur Regulierun­g der Finanzmärk­te sowie zu einer sich globalisie­renden Wirtschaft (die durchaus begrüßt wird) auf und schließt mit Ausblicken zu einem „Nachhaltig­en Umbau der Industrieg­esellschaf­ten“. Es ist das große Verdienst dieses Lehrbuches, das auch durch Online-materialie­n ergänzt wird (www. nachhaltig­e-oekonomie.de), dass es die herkömmlic­hen Sichtweise­n auf Wirtschaft durch innovative Ansätze ergänzt, etwa im Bereich neuer Arbeitszei­tmodelle, der Bepreisung der Umwelt oder neuer Entwicklun­gspolitik, und damit zur Weiterentw­icklung der Wirtschaft­slehre Wesentlich­es beiträgt. Widersprüc­he werden durchaus benannt, aber der Autor geht davon aus, dass eine sozialökol­ogische Marktwirts­chaft in einem regulierte­n Kapitalism­us möglich ist. H. H.

Wirtschaft­slehre: Nachhaltig­keit 79 Rogall, Holger: Grundlagen einer nachhaltig­en Wirtschaft­slehre. Volkswirts­chaftslehr­e für Studierend­e des 21. Jahrhunder­ts. Marburg: Metropolis, 2011. 832 S., € 29,- [D], 29,90 [A], sfr 39,ISBN 978-3-89518-860-2

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