Die Neugier der Kinder als Kraft der Veränderung
Interview mit Jostein Gaarder
Die Neugier der Kinder als Kraft der Veränderung
Ende November präsentierte Jostein Gaarder, der mit „Sophies Welt“, einer Philosophiegeschichte für junge Menschen, einen Welterfolg vorgelegt hatte, bei einer Veranstaltung im Literaturhaus Salzburg sein neues Buch, „2084 - Noras Welt“vor. Dabei stellte er sich auch den Fragen engagierter, kritischer Jugendlicher, die u. a. argwöhnten, dass die Erwachsenen zwar gerne den notwendigen Wechsel predigen, selbst aber nicht die erforderlichen Schritte zu grundlegendem Wandel setzten würden. Für uns bot sich die Gelegenheit, mit Jostein Gaarder über sein Engagement für die „Rettung der Welt“und vor allem über seine Erwartungen an die Zukunft und die besondere Rolle junger Menschen zu sprechen.
W. Sp.: Wie wird „Noras Welt“im Jahr 2084 aussehen?
J. G.: Natürlich weiß ich das nicht. Aber wir haben Anlass besorgt zu sein. Dennoch habe mich dazu entschlossen, kein Pessimist zu sein. Pessimismus ist manchmal nur ein anderes Wort für Bequemlichkeit oder Verweigerung von Verantwortung. Optimismus hingegen impliziert Interesse und Engagement. In „Noras Welt“schildere ich nicht meine persönlichen Erwartungen an die Zukunft. Durch Noras Träume und Vorstellungsgabe öffne ich vielmehr die Türe zur Zukunft zumindest einen Spalt weit. Was sie in ihren Träumen erlebt, gibt ihr den Mut und die Inspiration, sich am Kampf für eine nachhaltige Entwicklung zu beteiligen. W. Sp: Was sind denn mit Blick auf die Zukunft die größten Herausforderungen? J. G.: Vor allem muss es uns gelingen, den Klimawandel zu stoppen – mit all seinen
Bedrohungen für die Artenvielfalt auf Erden und natürlich auch die hat Lebensbedingungen unserer Nachkommen. Der Us-amerikanische Autor und Umweltaktivist Bill Mckibben es treffend formuliert: „Der Klimawandel ist das bei weitem Größte, was der Mensch auf Erden bisher angestellt hat. Das Einzige, was jetzt noch größer werden muss, ist unser Einsatz, ihn zu stoppen.“Bill Mckibben ist übrigens der Gewinner des „Sophiepreises“2013 (www.sophieprize. org). W. Sp.: Was sollten Kinder vor allem lernen, um dieser großen Herausforderung gewachsen zu sein?
J. G.: Vermutlich Mitgefühl mit anderen Lebewesen, auch mit den heute noch
nicht geborenen?
W. Sp.: Und was sollten wir Erwachsenen von Kindern lernen?
J. G.: Kinder können uns an das Wunder des Lebens erinnern. Wir sollten von ihren Fragen und ihrer Neugier lernen.
W. Sp.: Herr Gaarder, wenn Sie auf das Jahr 2084 vorausschauen. Was kommt Ihnen da vor allem in den Sinn, und warum ist das so?
J. G.: Der Blick auf 2084 erfüllt mich mit Demut und Verantwortung, weil das Schicksal und das Wohlergehen der Menschen, die dann leben werden, zu einem Teil auch in meinen Händen liegt.
W. Sp.: Besten Dank.