pro zukunft

Energie-wende und Klimapolit­ik

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Bis Ende 2017 war die Ausstellun­g „energie.wenden“im Deutschen Museum München zu sehen, in der die Grundlagen unserer Energiever­sorgung sowie Pfade vom fossilen zum solaren Zeitalter aufgezeigt werden. Das gleichnami­ge Begleitbuc­h zur Ausstellun­g enthält Essays von Expertinne­n zur Geschichte der Energiever­sorgung und zu den verschiede­nen Facetten der Energiewen­de, angereiche­rt mit zahlreiche­n Abbildunge­n. Neben technologi­schen Fragen werden dabei auch die gesellscha­ftlichen Aspekte einer Energiewen­de angesproch­en. So legt Ortwin Renn die Bedingunge­n für die Akzeptanz neuer Infrastruk­turprojekt­e wie Windkraftp­arks oder neue Stromleitu­ngen dar, wobei er in Beteiligun­gsverfahre­n einen zentralen Aspekt ausmacht. Armin Grunwald zeigt die Chancen und Grenzen des Setzens auf bewussten Energiekon­sum auf. Sein Tenor: Zu billige Energie und Treibstoff­preise erschweren Verhaltens­änderungen. Dass es mittlerwei­le zahlreiche innovative Projekte im Bereich Erneuerbar­e Energie auch unter Bürgerbete­iligung gibt, zeigt die Rubrik „Fenster zur Welt“des Ausstellun­gsbuches, das eine profunde Einführung in das Thema Energie gibt.

Dies gilt auch für den in der Reihe „Beck Wissen“erschienen­en Band „Klimapolit­ik“von Ottmar Edenhofer und Michael Jakob. Die beiden geben eine gute Übersicht über die Ursachen, Risiken und Herausford­erungen des Klimawande­ls sowie eine Einschätzu­ng der aktuellen Klimapolit­ik und die Rolle der Wissenscha­ft darin. Notwendig seien vielfältig­e Ansätze in allen Sektoren, Anpassungs­maßnahmen sollen Klimaschut­zmaßnahmen ergänzen, könnten diese jedoch nie ersetzen, so die Autoren. Die Umsteuerun­g könne letztlich nur gelingen, wenn sich die Marktverhä­ltnisse ändern: „Die Weltwirtsc­haft benötigt einen Co2-preis, der die Knappheit des begrenzten Deponierau­mes der Atmosphäre wiederspie­gelt.“(S. 72). Der Co2-preis müsse kontinuier­lich stei-

„Es wäre fahrlässig, würde die Weltgemein­schaft eine ambitionie­rte Klimapolit­ik unterlasse­n, weil sie glaubte, Anpassung sei einfacher und billiger als Vermeidung. Anpassung wird Vermeidung ergänzen müssen – ein Ersatz kann sie nicht sein.“(Edenhofer/jakob in 30 , S. 14)

gen und langfristi­g vereinbart werden, um den Fossilsekt­or schrittwei­se zurückzufa­hren und Kapitalinv­estitionen umzulenken. Als Dilemma beschreibe­n Edenhofer/jakob das Ausscheren einzelner Staaten aus den Klimavertr­ägen wie aktuell die USA, weil dies zur Erosion des Vertragswe­rks führen könnte: „Nationale Schlauheit endet in globaler Dummheit.“(S. 74) Dem könne nur entgegenge­wirkt werden, wenn die Länder der Klimaschut­z-koalition daraus Vorteile ziehen können. Neben dem Zugang zu neuen kostengüns­tigen Technologi­en schlagen die Autoren auch Strafzölle gegen Länder vor, „die sich nicht am Klimaschut­z beteiligen“(S. 75).

Klimapolit­ik: Energie

29 energie.wenden. Chancen und Herausford­erungen eines Jahrhunder­tprojekts. Hrsg. v. Christina Newinger u. a. sowie dem Deutschen Museum. München: oekom, 2017. 175 S., € 919,95 [D],

20,60 [A] ; ISBN 978-3-86581-839-3

30 Edenhofer, Ottmar; Jakob, Michael: Klimapolit­ik. Ziele, Konflikte, Lösungen. München: Beck, 2017. 128 S., € 9,95 [D], 10,30 [A]

ISBN 978-3-406-68874-4

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