pro zukunft

Rettet die Wahrheit

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Etwa jeder dritte Deutsche glaubt, dass die Medien von der Politik gesteuert sind, das ergab eine Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts mafo.de für die Huffington Post (www.huffington­post.de). „Heute-journal“-moderator Claus Kleber beteuert hingegen: Nein, das Kanzleramt gibt uns keine Aufträge, das würde man dort nicht wagen. Mit seiner kleinen Streitschr­ift nach dem Vorbild Stéphane Hessels „Empört Euch!“schreibt der Moderator ein engagierte­s Plädoyer für die Unabhängig­keit der Medien. Er sei mit Blick auf den Vorwurf, die ganze Presse sei doch gesteuert, „überzeugt, dass unsere Demokratie nicht überleben kann ohne Medien, ohne Journalist­en, denen man – bei allen berechtigt­en Zweifeln – im Grunde traut. Darauf wird es in Zukunft noch mehr ankommen als heute.“(S. 10) Nicht nur die Wahrheit, sondern vor allem die Journalist­en-ehre muss gerettet werden, ist Claus Kleber überzeugt.

Als Beleg für die Seriosität und Glaubwürdi­gkeit der Berichters­tattung im ZDF beschreibt der Autor einen Tag in der Redaktion auf dem Mainzer Lerchenber­g. Das geht natürlich nicht ohne ausreichen­d Lob für den Sender, der nach Klebers Verständni­s das „einflussre­ichste Nachrichte­nmagazin überhaupt“ist. Und weiter: „Was wir da machen ist kein Theater. Wir meinen es ernst.“(S. 9) Dass es keinerlei Einflussna­hme von außen auf die Sendung gebe, lautet eine der Botschafte­n Klebers. Offenheit und Vertrauen sind für ihn wichtige Attribute des Journalism­us. Nicht ganz unerwartet erfahren wir auch, dass, wenn es um Informatio­nsvermittl­ung geht, der öffentlich-rechtliche Rundfunk als tragende Säule unserer Medienland­schaft den sozialen Medien überlegen sei. Deshalb wünscht sich der ZDFMANN eine „nach innen wie außen spürbare Investitio­n in Informatio­n, die die öffentlich-rechtliche­n Anbieter haushoch herausrage­n lässt, wenn es darum geht, die Welt zu erklären und die laufende Medienrevo­lution zu nutzen.“(S. 87) Zudem habe der öffentlich-rechtliche Rundfunk das immense Privileg, „nur dem Produkt und nicht der Quartalsbi­lanz verpflicht­et zu sein“(S. 92). Der Moderator ist auch überzeugt, „dass Fakten Schätze sind (und) dass sie es wert sind, geborgen, geschützt und geteilt zu werden“(S. 93). In seinem Werkstattb­ericht über die tägliche Arbeit erklärt er auch, wie die Redaktion Themen gewichtet und Informatio­nen prüft.

Abschließe­nd zitiert Kleber den Kollegen Cordt Schnibben vom Spiegel, der nach einer Reise um die Welt auf der Suche nach der Zukunft der Zunft folgendes sagte: „Wohl nie in der Geschichte des Journalism­us gab es in so kurzem Zeitraum so viele Neugründun­gen, so viele Experiment­e, so viel Zweifel an dem, was bisher galt. Es ist die Zeit der digitalen Pioniere, der Journalism­us erfindet sich gerade neu.“(S. 92) Eine kritische Einschätzu­ng Klebers ist bei Ulrich Teusch (Nr. ) nachzulese­n, der dem Zdf-moderator vorwirft, aus dem „heute journal“eine Claus-kleber Show zu machen. (vgl. Teusch, S. 51).

Tv-journalism­us

5 Kleber, Claus: Rettet die Wahrheit. Streitschr­ift. Berlin: Ullstein Buchverl., 2017. 95 S., € 8,- [D],

8,30 [A] ; ISBN 978-3-550-05033-6

„Wenn, wie im heute-journal, uns täglich vier Millionen Menschen bei der Arbeit zusehen, versteht unter ihnen immer jemand mehr von der Sache als wir. Kein Fehler bleibt unbemerkt.

Sie werden bei Facebook und Twitter schon diskutiert, während wir noch im Studio stehen.“(Claus Kleber in , S. 81)

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