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Stand der Populismus-forschung

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Florian Hartlebs Buch „Die Stunde der Populisten“ist eine kenntnisre­iche Einführung in das Thema „Populismus“und dessen Entwicklun­g. Zuerst wird detailreic­h skizziert, wie populistis­che Parteien in Europa an Zulauf gewannen und welches Spektrum sie abdecken. Verglichen werden die Bewegungen mit der Politik Donald Trumps. Spätestens zu diesem Zeitpunkt entsteht die Notwendigk­eit, Populismus zu definieren. Hartleb sieht zwei zentrale Eigenschaf­ten. „Populismus agiert vertikal: Er grenzt sich ab gegen die politische Klasse (Institutio­nen, „Altparteie­n“). Das kommt in einer Stimmung des „Wir“gegen „die-da-oben“zum Ausdruck. Populismus agiert horizontal: Er grenzt sich ab gegen „die-da-draußen“, indem er Feindbilde­r kreiert.“(S. 58) Was kann das „Wir“sein? Der lateinisch­e Wortstamm „populus“meint „Volk“oder „Bevölkerun­g“. Populisten sehen sich als Sprecher eines „Volkes“, verspreche­n, den „Volkswille­n“unverfälsc­ht wiederzuge­ben.

Vier Dimensione­n des Populismus konstatier­t Hartleb auf der Grundlage von Martin Reisig. In der technische­n Dimension kann festgestel­lt werden, dass Populismus vereinfach­t und einen direkten Gegensatz zwischen einem als homogen verstanden­en „Volk“und dem Establishm­ent konstruier­t. In der inhaltlich­en Dimension inszeniert sich der Populismus als eine Art „Anti-ismus“, was sich in

der Ablehnung des Islam und der Europäisch­en Integratio­n zeige. Die personelle Dimension ist in der Regel die Akzeptanz und Präsentati­on eines eloquenten und charismati­schen Führers. In der medialen Dimension sind zwei Aspekte wichtig, so Hartlieb: Das Zusammensp­iel mit Massenmedi­en mit Hilfe des Kalküls der Erregung und die Schaffung von Parallelme­dien in den sozialen Netzwerken, wo man auf Empörung setzt. (S. 62f.)

Auch die Erfolgsbed­ingungen der Rechtspopu­listen kann Hartleb identifizi­eren: Das seien fundamenta­le Erschütter­ungen in der Parteiende­mokratie (etwa durch Korruption­sskandale); Abspaltung­en von den etablierte­n Parteien; „kopflastig­es politische­s Unternehme­rtum (Berlusconi & Co.); Lücken im Parteienwe­ttbewerb im Zuge einer scheinbar alternativ­losen Politik; neue gesellscha­ftliche Konfliktfe­lder (durch Wertewande­l, neue soziale Bewegungen etc.); Konzentrat­ion auf ein zugkräftig­es Thema; Möglichkei­ten der digitalen Demokratie. (S. 165)

Hartliebs Buch gibt einen umfassende­n Überblick über den Stand der Forschung und Bestimmung des Phänomens des Rechtspopu­lismus der Gegenwart.

Populismus 9 Hartleb, Florian: Die Stunde der Populisten. Wie sich unsere Politik trumpetisi­ert und was wir dagegen tun können. Schwalbach: Wochenscha­uverl.,

2017. 238 S., € 16,90 [D], 17,40 [A]

ISBN 978-3-7344-0464-1

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