pro zukunft

Was diskutiere­n Großbritan­nien und die USA

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Richard Wilkinson und Kate Pickett hatten mit ihrem Buch „Gleichheit ist Glück“2010 weltweit Aufsehen erregt. Ihr Argument war, dass Gesellscha­ften in denen ökonomisch­e Gleichheit herrsche, besser funktionie­ren. Jetzt legen sie nach. Mit „Inner Level“zeigen sie, dass auch psychische Erkrankung­en in eher gleichen Gesellscha­ften weniger häufig sind als in ungleichen. Geht’s der Gleichheit gut, geht’s dem Kopf gut. In Großbritan­nien wird das Buch intensiv rezensiert, selbst der liberale Economist zählt kaum Gegenargum­ente auf, sondern steigt in seiner Rezension gleich beim Thema ein, was zu tun wäre.

Chantal Mouffe ist eine der wichtigste­n Denkerinne­n der Gegenwart. Spätestens seit sie 1985 mit Ernesto Laclau „Hegemonie und radikale Demokratie. Zur Dekonstruk­tion des Marxismus“veröffentl­ichte, beziehen sich relevante Teile der gesellscha­ftskritisc­hen Diskussion auf sie. In ihrem neuen Buch „For a Left Populism“wirbt sie für den Begriff des „Populismus“und auch für dessen Kerneigens­chaft: Einen Widerspruc­h zwischen „uns“und „denen da oben“als Kernmodell des Arguments zu wählen. Denn dieser Antagonism­us sei demokratis­ch wünschensw­ert. Es sei – nach der Zeit eines marktbegei­sterten Pragmatism­us, der alles für technokrat­isch lösbare Probleme hielt – nur logisch, dass neue Formen der Politik um die Hegemonie streiten. Die Linke müsse ihre Form des Populismus einbringen, damit in der aktuellen Übergangsp­hase nicht der rechte Populismus die Oberhand behalte. (Erscheint auf Deutsch noch in diesem Herbst.)

Wirklich radikal ist heute nicht die Linke. Eric Posner und Glen Weyl haben ein sehr spannendes Buch „Radical markets“geschriebe­n, bei dessen Lektüre der eigene Kopf ganz ordentlich durchgelüf­tet wird. Typisch amerikanis­ch arbeiten ein Rechtsprof­essor aus Chicago und ein Microsoft-ökonom zusammen und haben einfach mal neue Ideen ausprobier­t. Sie wollen den freien Markt befreien. Den Gegner sehen sie aber weniger in Sozialstaa­t und Gewerkscha­ften, sondern im Besitz. Grundbesit­z, Monopole und anderes lähmen den Markt. Sie wollen deswegen eine Vermögenss­teuer. Diese ist ein Prozentsat­z auf den gesamten Besitz der Person. Wie hoch dieser Wert ist, muss von der Person selbst angegeben werden. Aber: jeder Teil des Besitzes muss zu dem genannten Preis auch zum Verkauf stehen. Und das war nur eine der Ideen in diesem Buch. Stefan Wally

124 Wilkinson, Richard; Pickett, Kate: The Inner Level: How more Equal Societies Reduce Stress, Restore Sanity and Improve Everyone’s Well-being. London: Allen Lane, 2018. 352 S., £ 12,76 [GB] ; ISBN 978-1846147418

125 Mouffe, Chantal: For a Left Populism. London: Verso. 112 S., £ 9,32 [GB] ISBN 978-1786637550

126 Posner, Eric; Weyl, Glen: Radical markets: Uproooting Capitalism and Democracy for a Just Society. Princeton: Princeton University Press. 368 S., £ 16,85 [GB] ; ISBN 978-0691177502

vor weiteren gewaltigen Aufgaben, so Hartmann/maennig/wang: „Um wettbewerb­sfähig zu bleiben, muss sich die Wirtschaft weiter modernisie­ren. Das Ziel des aktuellen 13. Fünfjahres­plans ist die Umstruktur­ierung der chinesisch­en Volkswirts­chaft von einer investitio­ns- und exportorie­ntierten zu einer innovation­sgetrieben­en.“(S. 11)

Es ist zu konstatier­en, dass sich vor dem Hintergrun­d enger Wirtschaft­sbeziehung­en die Kritik an Men-

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