Innere Widersprüche
Die Linke hadert laut De Lapuente auch mit einer Reihe von inneren Widersprüchen – etwa in der regelmäßigen Kritik an der Polizei und damit auch an der Schutzfunktion des Staates: „Den Polizeikader zu dezimieren, die Menschen sich selbst zu überlassen, wie das besonders unter autonomen Linken eine beliebte Forderung ist, stellt an sich keine sinnige Parole im Sinne linker Vorstellungen dar. Schutz zu bieten: Das ist links. Ihn im Gegensatz dazu abbauen zu wollen, weil man die exekutiven Kräfte als vermeintliches Hemmnis des
„Und das ist meines Erachtens tatsächlich das große Dilemma, in das sich die Linke (…) begeben hat. Sie führt sich als Ideal auf. Nicht als handfeste Alternative im Verteilungskampf. Dabei ist genau das ihr Metier immer gewesen. Heute kann man behaupten: Idealistisch läuft, materialistisch hinkt es.“(De Lapuente in 19 , S. 40)
wahrhaftig ethischen Potenzials der Menschen begreift, das ist der harmonische Kitsch von Pilcherromantik auf links gedreht: mehr aber auch schon nicht.“(S. 176f.)
Wie geht es also weiter mit der Linken? Es braucht einen linken Weg, der die Gerechtigkeitsfrage wieder ins Zentrum stellt und die neoliberale Deutungshoheit durchbricht. Es braucht eine linke Vision eines vereinten Europas, das nicht nur Konzerninteressen gilt. Es gilt, materielle Perspektiven wieder ins Zentrum der Diskussion stellen. Realpolitik anstelle einer nie stattfindenden Revolution – gerne in Form einer sozialen Marktwirtschaft, wie sie der Rheinische Kapitalismus umsetzte. Und nicht zuletzt: Entspannung statt Verkrampfung, das Ende von Dogmen, auch bei Toleranzthemen: „Die Verbiesterung am linken Rand ist jedenfalls keine Alternative für Deutschland“(S. 207). S. W. BRD: Die Linke
19 De Lapuente, Roberto J.: Rechts gewinnt, weil Links versagt. Schlammschlachten, Selbstzerfleischung und rechte Propaganda. Frankfurt/m.: Westend, 2018. 221 S., € 18,- [D], 18,50 [A]