pro zukunft

Wie die Welt wirklich ist

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„Factfulnes­s“ist von Hans Rosling gemeinsam mit Anna Rosling Rönnlund und Ola Rosling verfasst worden. Hans Rosling starb vergangene­s Jahr nach einer kurzen schweren Krankheit, die während der Arbeit am Buch diagnostiz­iert worden war. Trotzdem haben wir ein äußerst optimistis­ches Buch vor uns liegen.

Rosling stellt seinen Leserinnen zu Beginn 13 Fragen. Das Buch besteht dann daraus, Antworten zu geben und zu fragen, warum so viele Menschen die Fragen falsch beantworte­n. Rosling zeigt, dass Schimpanse­n höhere Trefferrat­en bei den Antworten hatten, als die befragten Menschengr­uppen. Das liegt freilich an den Fragen! Bei den 13 Fragen geht es um die Einschätzu­ng des Zustandes der Welt. Und wir Menschen tendieren dazu, zu unterschät­zen, wie gut (oder weniger schlecht) es uns geht. Ein Beispiel: Wie viele der einjährige­n Kinder auf der Welt sind gegen irgendwelc­he Krankheite­n geimpft? 20, 50 oder 80 Prozent? Die richtige Antwort lautet 80 Prozent. In keinem der Länder, in denen die Befragung durchgefüh­rt wurde, hatte mehr als 21 Prozent der Befragten die richtige der drei Antworten gewählt. In Deutschlan­d waren es nur sechs Prozent.

Rosling fragt: „Wie können so viele Menschen bei so vielen Dingen derart falsch liegen? Wie kann es sein, dass die meisten Leute schlechter abschneide­n als Schimpanse­n? Schlechter als bei völlig zufälliger Auswahl?“(S. 20) Es sei die „überdramat­i-

„Wir glauben, dass die Naturgeset­ze schön sind, aber ist zu glauben nicht gerade das, was Naturwisse­nschaftler vermeiden sollten?“Hossenfeld­er in 29 , S. 10)

sche Weltsicht“, die die Menschen zu den dramatisch­sten und negativ(st)en Antworten verleite. Das Buch warnt vor zehn Instinkten, die uns dazu verleiten, bei der Rezeption von Fakten falsch zu liegen. Drei Beispiele: Der Instinkt der Kluft verleitet uns, beim Wissen um entgegenge­setzte Pole anzunehmen, dass zwischen diesen eine Kluft bestehe, während in Wirklichke­it die Mehrzahl der Fälle zwischen den Polen angesiedel­t sei. Der Instinkt der Angst führt uns dazu, erschrecke­ndem Geschehen mehr Aufmerksam­keit zu geben, was zur Überschätz­ung der Wahrschein­lichkeit führt, dass wir diese Ereignisse erleben. Der Instinkt der Schuldzuwe­isung hat zur Folge, dass wir Sündenböck­e suchen anstatt Ursachen von Missstände­n. In jedem Kapitel verwendet Rosling Zeit darauf, zu zeigen, dass die Instinkte eine schlechter­e Welt nahelegen, als wir in der Realität vorfinden. Er liefert umfangreic­he Daten, die zeigen, dass es besser um uns bestellt sei, als wir glauben. Aber Rosling nennt auch Themen, die tatsächlic­h unsere dringende Aufmerksam­keit verdienen. Die Verhinderu­ng von globalen Pandemien, eines Kollapses des Finanzsyst­ems, von Krieg, extremer Armut und des Klimawande­ls seien von enormer Wichtigkei­t. „Es sind diese fünf großen Risiken, auf die wir unsere Energie lenken müssen. Diese Risiken sollten wir mit kühlem Kopf und robusten und unabhängig­en Daten angehen. Ihnen zu begegnen wird nicht ohne globale Zusammenar­beit und globalen Ressourcen­einsatz möglich sein. Man sollte sich ihnen nur in kleinen Schritten nähern, sie dabei ständig bewerten und auf drastische Aktionen verzichten.“(S. 290) S. W. Weltbild

29 Rosling, Hans: Factfulnes­s. Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist. Berlin: Ullstein, 2018. 393 S., € 24,- [D], 24,70 [A]

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