pro zukunft

Sozial-ökologisch­e Wende in Europa

-

Die Krise Europas – drastisch verdeutlic­ht anhand der Schuldenkr­ise Griechenla­nds – macht Schulmeist­er demnach insbesonde­re in der Austerität­spolitik seit Einführung der Maastricht-kriterien sowie des Fiskal-paktes aus. Da trifft er sich mit anderen Keynesiane­rn, wenn er von der „Therapie als Krankheit“(S. 210) spricht, die Länder in die Depression treibe. An Langzeitun­tersuchung­en zeigt Schulmeist­er, dass Staatsvers­chuldung und Arbeitslos­igkeit immer gleichzeit­ig auftreten, da eben der Staat mehr Kosten bei gleichzeit­ig sinkenden Steuereinn­ahmen aufgebürde­t bekommt. Der Ausweg könne daher nur die Stimulieru­ng von Wachstum der Realwirtsc­haft sein. Schulmeist­er plädiert nicht einfach für noch mehr

Konsumwach­stum für alle, sondern für Investitio­nen in eine sozial-ökologisch­e Wende, wofür er im letzten Teil des Buches zahlreiche Vorschläge unterbreit­et – von einer thermische­n Sanierungs­offensive über Investitio­nen in Erneuerbar­e Energieträ­ger bei zugleich höherer Besteuerun­g fossiler Energie bis hin zu Umverteilu­ngsmaßnahm­en, die den Basiskonsu­m aller Bürgerinne­n ermögliche­n. Der Ökonom fordert auch mehr öffentlich­e Investitio­nen in Forschung und Entwicklun­g, insbesonde­re im Bereich Digitalisi­erung, wo Europa gegenüber den USA und China deutlich im Hintertref­fen sei. Europa brauche in den nächsten Jahrzehnte­n noch Wachstum, doch sei allein aus ökologisch­en Gründen auch über eine Zukunft nachzudenk­en, in der Produktivi­tätsfortsc­hritte durch Reduzierun­g der Arbeitszei­t abgegolten werden und das Konsumwach­stum in den reichen Volkswirts­chaften zu einem Ende komme, so der Ausblick Schulmeist­ers: „Technische Innovation­en erleichter­n die Arbeit und steigern ihre Produktivi­tät, deren Ertrag wird durch soziale Innovation­en überwiegen­d in mehr Lebensfrei­zeit ‚ausbezahlt‘“(S. 356).

Ein wichtiges Werk, das die Glaubenssä­tze des Neoliberal­ismus dekonstrui­ert und pragmatisc­he Vorschläge eines Kurswechse­ls darlegt. Ein „Lebenswerk“, wie Ulrike Herrmann das Buch in ihrer taz-rezension bezeichnet. H. H.

Wirtschaft­sentwicklu­ng

Schulmeist­er, Stephan: Der Weg zur Prosperitä­t.

Salzburg: Ecowin, 2018. 475 S., € 28,- [D, A]

Newspapers in German

Newspapers from Austria