Gemeinschaftliche Ansätze
Im zweiten Teil des Buches referiert Lehmann über sein Forschungsprojekt, in welchem er die Akteurinnen gemeinschaftlicher Wirtschaftsansätze in Zürich untersucht. Befragt wurden hierfür mehrere Foodcoops, das Fablab Zürich, die Plattform Genossenschaften, die neue Wohnformen unterstützt, sowie Tauschen am Fluss, Zürichs größtes Tauschnetz. Der Autor stellte bei dieser Untersuchung ein vielfältiges Motivationsspektrum der Befragten fest, das von allgemeinen Zielen wie Zukunftsfähigkeit, Resilienz oder Konstruktivität bis hin zu persönlichen Motiven wie „Wunsch nach Gemeinschaft“oder „Einkommen generieren“reicht. Bei den erfragten Wirkungen der untersuchten Projekte stehen „Bewusstseinsbildung, Lernort und Sensibilisierung“sowie „Neue Projekte anstoßen, andere unterstützen“ganz oben in der Prioritätenreihung, aber auch Aspekte wie „Befähigung, Ermächtigung“oder „Neuen Bezug zur Arbeit schaffen“wurden genannt (S. 94). Als größte Schwierigkeiten nennt die Untersuchung die Ressourcen „Zeit“und „Raum“– beides sei knapp und teuer in der modernen urbanen Gesellschaft. Vernetzungsangebote etwa durch Community Organizing werden zwar begrüßt, doch herrsche auch Skepsis gegenüber Vereinnahmung. Begrenzt war auch die Bereitschaft, sich in politische Prozesse einzubringen, wie Lehmann schildert. Ebendies will die Gruppe Thinkpact, eine Mischform aus Thinktank und Netzwerk. Gedacht ist an die Gründung eines Wirtschaftsverbandes oder einer Handelskammer der kollaborativen Wirtschaft. Ein spannender und wichtiger Ansatz. Lehmanns Buch gibt eine gute Einführung in die wissenschaftliche Literatur dazu. H. H. Nachhaltigkeit
Lehmann, Manuel: Kollaboratives Wirtschaften. Mit der Methode des Community Organizing zu einer zukunftsfähigen Ökonomie. München: oekom, 2017. 144 S., € 20,- [D], 20,70 [A]
„Nach Alinsky braucht es für den Aufbau von Bürgerorganisationen professionelle Organisatoren, die Vetrauen schaffen müssen, indem sie die Sprache der Menschen sprechen. Es geht darum, für die machtvolle Organisation der Zivilgesellschaft Impulse zu geben, und nicht darum, zu führen oder die Lösung der Probleme gar zu übernehmen.“(Manuel Lehmann in 35 , S. 112)