Wie Millenials die Politik erobern
Unser Magazin ist stets eine Einladung, sich rasch und kompakt über zukunftsrelevante Themen zu informieren. Auf den nächsten Seiten bietet wir Ihnen daher wie üblich eine Zusammenstellung von etwa 30 Neuveröffentlichungen aus dem Sachbuchbereich. Diesmal widmen wir uns den Themen Zukunftsforschung, Sozialwissenschaft, Afrika, Menschenrechte, Arbeit und Gesellschaft. Mit „Blick über die Grenzen“gibt es außerdem eine Rubrik, die aktuelle Diskurse aus Frankreich, Großbritannien und den USA vorstellt. Kurzberichte über Neuigkeiten aus dem Bereich der Zukunftsforschung und Aktivitäten der Robert-jungk-bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ) finden sich im Anschluss an die Rezensionen. Wie immer freuen wir uns über Rückmeldungen. Schreiben Sie uns also gerne Ihre Gedanken zu den Kapiteln oder teilen Sie uns Ihre Themenwünsche für die nächsten Ausgaben mit. Im Fokus dieses Editorials stehen diesmal die Autoren Vincent-immanuel Herr und Martin Speer, die eine wunderbare „Anleitung zum Weltretten“(S. 17) liefern. Das deutsche Aktivistenduo engagiert sich seit Jahren für Europa, Gerechtigkeit, Demokratie und die Beteiligung junger Menschen an der Gestaltung der Gesellschaft. Sie waren es etwa, die den Anstoß für ein europäisches Mobilitätsprogramm gaben, das kostenlos Interrailtickets für junge Menschen zur Verfügung stellt. Nicht zuletzt hat ihre Hartnäckigkeit, in Kombination mit zivilgesellschaftlicher Unterstützung, dazu geführt, dass die Idee wachsen konnte und mittlerweile losgelöst von ihnen von der Europäischen Union für viele 18-Jährige angeboten wird.
Herr und Speer möchten mit diesem Buch Millennials – also die Generation, die in den 80er und 90erjahren geboren wurde – ermutigen, den Status quo in Frage zu stellen und Veränderungsprozesse anzustoßen. Dabei berichten sie von ihren Erfahrungen des aktiven Zukunftsgestaltens, erzählen von Erfolgen und Rückschlägen, liefern einen Fahrplan mit Beispielen aus der Praxis, der klar strukturiert ist, komplexe Sachverhalte auf einen einfachen Nenner bringt, anleitet, aber nie belehrt. Grundlegende politische Begriffe und Konzepte werden kurzweilig erklärt, als Inspirationsquellen verweisen die Autoren vor allem auf Hannah Arendt, Timothy Snyder und Seth Godin. Literaturempfehlungen schließen den Band ab, darunter etwa Mary Beards „Frauen und Macht“, Hans Roslings „Factfulness“oder „Wie Demokratien sterben“von Steven Levitsky und Daniel
Zilblatt [Anm.: Diese Bücher wurden in früheren Ausgaben unseres Magazins besprochen, Sie finden die Rezensionen unter www.prozukunft.org] Warum sollte man überhaupt aktiv werden? Sieben Gründe führen die Autoren detailliert in folgenden Kapiteln aus: „Generationengerechtigkeit“, „fehlende Gleichstellung und -behandlung der Geschlechter“, „Nicht-handeln hat fatale Folgen“, „Das Erstarken der neuen Rechten“, „Europa in Gefahr“, „Demokratie unter Druck“, „Klimawandel“. Und wie soll das nun genau gehen, das aktive und politische Leben? Eine optionale 47-Punkte-liste bieten Herr und Speer an, die durch ihre konkreten Formulierungen und alltagsnahen Vorschläge effektiv ist, darunter etwa: wählen gehen, Zeitungen und Bücher lesen, an einer Demonstration teilnehmen.
„Wir müssen die Politik erobern, um unsere Zukunft zurückzuerobern. Veränderung beginnt immer in einem bestimmten Moment. Warum also nicht jetzt?“(S. 13) Schön wäre ja, wenn irgendwann alle jungen Erwachsenen in Europa nicht nur ein freies Interrailticket erhielten, sondern das motivierende Handbuch gleich mit dazu. Auch wenn das Buch an aktuell 20- bis 30-Jährige adressiert ist: Gestaltung von Zukunft kann nur generationsübergreifend funktionieren, das Buch nimmt niemanden aus und sollte gleich welchen Alters als Handlungsgrundlage verstanden werden.
Wissen Sie eigentlich, dass die JBZ besonderen Wert darauflegt, Wissen mit allen zu teilen und keine finanziellen Schranken für Interessierte einzuführen? Alle, die von gegenwärtigen und zukünftigen Entwicklungen betroffen sind, sollen die Möglichkeit haben zu Beteiligten wichtiger Diskurse zu werden. Dementsprechend finden etwa die regelmäßigen Veranstaltungsreihen „Montagsrunde“, „Projekte des Wandels“und „Zukunftsbuch“bei freiem Eintritt statt. Qualitativ hochwertigen Studien, die sich intensiv mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen, sind digital frei zugänglich. Wir sind als gemeinnütziger Verein über jede Hilfe dankbar, um dieses Angebot beständig fortführen zu können. Und damit Sie uns schnell und einfach unterstützen können, haben wir eine Crowdfunding-kampagne gestartet: Über die Medienplattform Steady können Sie nun unser Engagement mit einem monatlichen Betrag ab € 2,- unterstützen, quasi ein Espresso mit der JBZ. Schauen Sie doch mal vorbei: www.steadyhq.com/de/robert-jungk-bibliothek.