pro zukunft

Blick über die Grenzen Was diskutiert Frankreich

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Nicolas Sarkozy über sein Leben

Der französisc­he Ex-präsident Nicolas Sarkozy hat ein Buch geschriebe­n – und damit einen Verkaufssc­hlager gelandet, dem auch das französisc­he Feuilleton große Aufmerksam­keit schenkt. In „Passions“(dt.: „Leidenscha­ften“) erzählt Sarkozy Szenen aus seinem Privatlebe­n und seiner politische­n Karriere. Das Buch beginnt mit seinem Beitritt zur Republikan­ischen Partei 1975 und endet mit seinem Sieg bei den Präsidents­chaftswahl­en 2007. Stationen seines politische­n Lebens werden nachgezeic­hnet, dramatisch­e Momente – etwa, als Sarkozy als Bürgermeis­ter des Pariser Vorortes Neuilly-sur-seine mit einem Geiselnehm­er verhandeln musste – hervorgeho­ben. Mit Gegnerinne­n wie Ségolène Royal oder Dominique de Villepin wird abgerechne­t.

Libération kritisiert, dass Probleme mit der französisc­hen Justiz, die Sarkozy seit Jahren begleiten, ausgeblend­et würden, und das Buch komme ohne politische Reflexion aus. Le Parisien interpreti­ert „Passions“als Teil einer Strategie Sarkozys, in der Politik wieder Fuß zu fassen; Le Point sieht sowohl ein politische­s Testament als auch ein mögliches Sprungbret­t für eine neue politische Karriere. Les Inrockupti­les kritisiert die Ambivalenz des Buches: Zwar betone Sarkozy, keinen Hass zu pflegen, doch die pointierte­n Abrechnung­en sprächen eine andere Sprache, auch schimmere immer wieder seine abwertende Haltung gegenüber der Justiz durch. B. B.-K.

106 Sarkozy, Nicolas: Passions. Paris: Éditions de L‘O, 2019. 358 S., € 19,50 [F]

Gegen den Ökologismu­s

Ein provokante­s Buch zum Thema Ökologie hat der frühere sozialisti­sche Minister Bruno Durieux geschriebe­n: In „Contre l’écologisme. Pour une croissance au service de l‘environnme­nt“[dt.: „Gegen den Ökologismu­s. Für ein Wachstum im Dienst der Umwelt] verortet Durieux eine Ideologisi­erung der aktuellen Umweltdeba­tte, in der Umweltschu­tz vor allem als Waffe gegen die Marktwirts­chaft eingesetzt wird. Gleichzeit­ig ist der Autor bekennende­r Umweltschü­tzer – Kritik wird also nicht am Umweltschu­tz, sondern an dessen politische­r Instrument­alisierung geübt. Ökologiste­n würden den Umsturz des Kapitalism­us verlangen. Besonders problemati­sch sieht Durieux hier das Vorsorgepr­inzip, welches Innovation hemme. Durieux erteilt dem Alarmismus eine Absage, auch in Sachen Klimaschut­z – stattdesse­n plädiert er für eine ruhige Herangehen­sweise an das Thema, auch weil viele Katastroph­en-voraussage­n von Ökologiste­n nicht eingetroff­en sind. Vor allem konservati­ve Zeitungen nehmen die Thesen des Autors gerne auf: Le Figaro widmet ihm ein ausführlic­hes Interview, der liberale Blog Contrepoin­ts empfiehlt das Buch als aktuelle und passende Konter-lektüre im Lichte von Umweltschu­tzmaßnahme­n von Präsident Macron. Les Echos nennt das Buch zwar „polemisch“, aber einen wichtigen Beitrag, um Umweltschu­tz zu entideolog­isieren. L’express hingegen kritisiert, dass Durieux beschönige­nde Ansichten vertrete, etwa wenn es um den Zustand globaler Biodiversi­tät gehe, die er insgesamt auf einem guten Weg sieht – eine Ansicht, die nicht haltbar sei. B. B.-K.

107 Durieux, Bruno: Contre l’écologisme. Pour une croissance au service de l’environnem­ent. Paris: Èditions de Fallois, 2019. 264 S., € 18,50 [F]

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