Was diskutieren Großbritannien und die USA
Die Sinnkrise der Gesellschaft
David Brooks Buch „Das soziale Tier“(pro Zukunft 2013/1) hatte schon die Richtung vorgezeichnet: Ungleichheit findet Brooks schlecht, Werte gut und die seien auch das Mittel gegen Ungleichheit. Der Fokus auf Werte zur Verbesserung der Welt steht auch im Mittelpunkt des nun in der englischsprachigen Welt erschienenen „The Second Mountain“. Darin blickt Brooks aus der Perspektive eines Menschen mittleren Alters auf die bevorstehenden Jahre und die Welt.
Die Gesellschaft habe eine Sinnkrise, nach dem Aufbau, dem Streit um das eigene Fortkommen, frage man sich nun: Wozu? Wichtig sei nun, dass man sich zu moralischen Werten und Projekten bekenne. Nach dem Streben nach Freiheit komme nun die Wahl, welche Verpflichtung man eingehen wolle. S. W.
111 Brooks, David: The Second Mountain: The Quest for a Moral Life. London: Allen Lane, 2019. 384 S., £ 20,- [GB]
Tagesabläufe im Wandel der Zeit
Es hat sich gar nicht so viel geändert. Das sind die nüchternen Ergebnisse des Centre for Time Use Research des University College London. Man verglich 16.000 Tagesabläufe der Jahre 2014/15 mit Daten von 2000. Dabei kam zum Beispiel heraus, dass Frauen vom Stress mehr betroffen sind als Männer oder dass laut Tagesablaufaufzeichnungen nur noch halb so viel trainiert wird. Und am liebsten schlafen wir oder gehen ins Pub. Zumindest in Großbritannien. S. W.
112 Gershuny, Jonathan; Sullivan, Oriel: What We Really Do All Day. London: Pelican, 2019. 384 S., £ 9,99 [GB]
Über Rassismus
Dass Denken in rassistischen Bildern und Formen nicht passé ist, zeigt Angela Saini in dem Buch „Superior: The Return of Race Science. Dabei blickt sie auf die verschiedenen Formen, in denen Rassismus präsent ist. Von eingeübten Stereotypen, über paternalistische Zuschreibungen, die sich rassistischer Bilder bedienen, bis hin zu systematischer rassistischer Wissenschaftspolitik schweift ihr Blick. Und sie liefert die Fakten, warum das jeweils Unsinn ist. S. W.
113 Saini, Angela: Superior: The Return of Race Science. London: 4th Estate, 2019. 352 S., £ 16,99 [GB]
Luxus durch Maschinen
Langsame vorsichtige Reformen sind nicht Aaron Bastianos Sache. Er will die technische Entwicklung auch nicht bremsen, er sieht den Luxus, den uns die Maschinen, Roboter, Technologien, Künstliche Intelligenzen bringen könnten, die Arbeit die sie uns abnehmen sollten. Dazu müsse man diese Möglichkeiten aber allen zur Verfügung stellen. Bastiano malt einen Kommunismus des Überflusses. Ein Planet reicht dann freilich nicht, gibt auch er zu. S. W.
114 Bastiano, Aaron: Fully Automated Luxury Communism: A Manifesto. London: Verso, 2019. 288 S., £ 16,99 [GB]