Was diskutiert Frankreich
Caroline Fourest Die beleidigte Generation
Caroline Fourest setzt sich in Génération offensée [dt.: Die beleidigte Generation] kritisch mit Identitätspolitik auseinander. Die neue Linke habe die Idee einer unveränderlichen und schutzbedürftigen Identität aufgegriffen. Universitäre Forschung, Lehre und Kunst werden bei vermutetem „Fehlverhalten“gegenüber dieser Identität aggressiv gemaßregelt; Debatten im Keim erstickt. Mit Beispielen untermauert Fourest ihre Befürchtung, dass zunehmend die Rede- und Gedankenfreiheit erodiert. Die Publikation hat in Frankreich große Aufmerksamkeit erregt, eines wird dabei klar: Die Frage um Identitätspolitik spaltet die moderne Linke. BBK
Caroline Fourest: Génération offense De la police de la culture à la police de la pensée. Grasset, Paris 2020; 162 S.
Pierre Bonte · Celine Blampain Die ermordeten Dörfer
Pierre Bonte und Céline Blampain schreiben mit Ces villages qu'on assassine [dt.: Die ermordeten Dörfer] über das Sterben der Dörfer in der französischen Provinz. Die traditionelle Lebensweise am Land werde von einer „Technokratur“überrollt, welche die Lebenschancen am Land zunehmend ausdünnt. Ein Beispiel sind brachiale Gemeindevergrößerungen ohne Rücksicht auf lokale Bedürfnisse. Dies zerstöre das emotionale Kapital des Landes. Doch gibt es auch positive Entwicklungen: Viele lokale Initiativen versuchen, dem Sterben der Dörfer entgegenzutreten. Bezeichnenderweise wurde das Buch vor allem in regionalen Medien aufgegriffen. BBK
Pierre Bonte, Céline Blampain: Ces villages qu’on assassine Le Passeur, Paris 2020; 178 S.
Ségolène Royal Frankreichs Resilienz
Die ehemalige Präsidentschaftskandidatin und Umweltministerin der Parti Socialiste, Ségolène Royal, thematisiert in Résilience française [dt.: Frankreichs Resilienz] die Krise der Umwelt im Kontext des Neoliberalismus. Die Zerstörung der öffentlichen Dienste, Deregulierung und Unsicherheit spiegelten die globale Umweltkrise in der Gesellschaft wider: zwei Ökosysteme, planetar und menschlich, seien am Kippen. Um beide zu retten, brauche es Widerstandsund Anpassungsfähigkeit. Das Buch wird medial als Positionierung für die Präsidentschaftswahlen 2022 rezeptiert; kritisiert wird, dass die Autorin die Rolle der französischen Linken und damit ihre eigene Rolle im Kontext der beiden Krisen ausblendet. BBK
Ségolène Royal: Résilience française Sauvons notre modèle social. L’observatoire, Paris 2020; 254 S.