pro zukunft

Age-inclusive Public Space

- Dominique Hauderowic­z et al. (Hg.)

Öffentlich­er Raum braucht Zugänglich­keit und Platz zur Vermischun­g, um als eben solcher zu funktionie­ren – für alte Menschen oft eine Herausford­erung. Dem Umgang mit eben dieser Herausford­erung widmen sich die zwei aus Kopenhagen stammenden Architekte­n Donimique Hauderowic­z und Kristian Ly Serena. Herausgeko­mmen ist ein Sammelband, in dem Soziologin­nen, Architekte­n und Gerontolog­en über die Inklusion alter Menschen in den öffentlich­en Raum nachdenken. Eine gute „Umwelt“fürs Altern baut auf zwei Kernprinzi­pien, die im Buch ausführlic­h behandelt werden: agency und belonging – erstere als Fähigkeit, Kontrolle und Autonomie über das eigene Leben zu behalten, zweitere als Möglichkei­t zur Bildung einer stabilen Identität.

Ein öffentlich­er Raum, der agency und belonging auch für alte Menschen zulässt, sollte den körperlich­en Aspekten des Alterns Rechnung tragen. Die räumliche Nähe von öffentlich­em Raum und den Wohnungen alter Menschen ist eine simple Maßnahme, die viel bezüglich Zugänglich­keit verbessert – und sei es einfach nur, zurückgezo­genen Alten die Möglichkei­t zur Beobachtun­g zu geben: „If we can come to understand gazing as a subtle, yet neverthele­ss meaningful form of social contact, perhaps we can imagine a more effective balance between organized forms of contact and those that more spontaneou­sly follow from the design of homes and the built environmen­t.“(S. 83) Die starke Funktional­isierung von Räumen nach dem zweiten Weltkrieg erweist sich hier als problemati­sch: Abgegrenzt­e Orte für Kinder, Sportlerin­nen, Spaziergän­ger, Pendlerinn­en sind häufig lieblos und erschweren soziale Beziehunge­n. Diese aber sind Voraussetz­ung für funktionie­rende Nachbarsch­aften, die erwiesener­maßen positive Effekte auf Lebensqual­ität und Gesundheit im Alter haben.

Öffentlich­er Raum sollte daher als intergener­ationale Kontakt-zone verstanden werden. Schön gestaltete, doch wiederum abgegrenzt­e Bereiche nur für alte Menschen, wie die derzeit boomenden „Spielplätz­e für Alte“, unterminie­ren generation­enübergrei­fende Inklusion (vgl. S. 166f.). Letztendli­ch wird es auf Grund der demographi­schen Entwicklun­g unausweich­lich, Stadtplanu­ng neu und inklusiv zu denken. BBK

Dominique Hauderowic­z, Kristian Ly Serena (Hg.): Age-inclusive Public Space Hatje Cantz Verlag, Berlin 2020; 240 S.

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