pro zukunft

Globaler Klimanotst­and

- Graeme Maxton Graeme Maxton: Globaler Klimanotst­and Warum unser demokratis­ches System an seine Grenzen stößt. Komplett-media, München 2020; 200 S.

Warum schaffen es unsere Demokratie­n nicht, der globalen Klimakrise entschiede­n entgegenzu­treten? Diese Frage stellt sich der ehemalige Generalsek­retär des Club of Rome, der Ökonom Graeme Maxton in Globaler Klimanotst­and. Die Neurowisse­nschaftler­in Maren Urner und der Physiker Felix Austen, die sich mit der Unausweich­lichkeit von Veränderun­g befassen, haben zudem Gastbeiträ­ge beigesteue­rt.

Maxton sieht den Neoliberal­ismus als zentrales Problem für den Klimawande­l, da er kurzfristi­gen Nutzen über langfristi­ge Überlegung­en stellt. Der Autor betont, dass individuel­le Verhaltens­änderungen nicht ausreichen, um den Klimawande­l zu stoppen: „Der Einzelne ist nur für einen sehr kleinen Teil des Klimawande­ls direkt verantwort­lich, somit kann der Einzelne auch nur sehr wenig ausrichten, um ihn einzudämme­n. Die Entscheidu­ng, ohne Auto zu leben, reduziert nicht die Emissionen, die von Millionen von Bussen und Lastfahrze­ugen generiert werden. Die Container- und Kreuzfahrt­schiffe befahren weiterhin die Meere, und die Anzahl der Flüge steigt ebenfalls weiter. Was Sie tun und was ich tue, ändert nichts daran.“(S. 70)

Deshalb braucht es eine Neuaufstel­lung unserer Demokratie­n, die aktuell unter mehreren Defiziten leiden: Der Autor plädiert für radikale Notstandsg­esetze, am besten in Kombinatio­n mit Expertenre­gierungen, die einen internatio­nalen Akkord suchen. Das würde bedeuten, dass das demokratis­che System zumindest vorübergeh­end kompromitt­iert würde, wenn auch mit Exit-strategien zur Wiederhers­tellung der Demokratie. Vor allem muss die Wirtschaft völlig neu aufgestell­t werden, was wiederum große Opfer der Bevölkerun­g bedeuten würde, etwa durch steigende Arbeitslos­igkeit.

Maxton stellt einige unbequemen Fragen. Die Ausführung­en zu den Notstandsg­esetzen lassen wichtige Punkte offen – etwa, wie man verhindert, in eine Diktatur abzugleite­n, und ob Diktatur weniger schlimm als Klimawande­l ist. Ein Buch, das mehr Fragen aufwirft als es beantworte­t, und welches zeigt, wie unbequem die Debatte um Klimaschut­z sein kann. BBK

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Das Ausmaß der menschenge­machten Zertörung ist mittlerwei­le so immens und nimmt so rasch zu, dass uns die Folgen überforder­n.

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