Darüber reden …
Wie geht es Ihnen? Eine einfache, ständig gestellte Frage, oftmals eine Begrüßungsfloskel, eine Plattitüde. Wie geht es Ihnen wirklich? Ich hoffe natürlich gut, aber wie würden Sie damit umgehen, wenn es Ihnen nicht gut ginge? Würden Sie sich dieses Gefühl zugestehen, um Hilfe bitten? Perspektivenwechsel: Wie würden Sie im Privat- oder Berufsleben damit zurechtkommen, wenn eine Ihnen bekannte Person psychische Probleme hätte? Wäre eine Konfrontation von Respekt und einem offenen Gespräch geprägt? Würden Sie gegebenenfalls persönliche Erfahrungen erwähnen? Würden Sie Ratschläge erteilen, die über Ihren eigenen Kompetenzbereich hinausgehen, um Unwissenheit oder Ohnmacht zu kaschieren? Hätte es überhaupt Relevanz? Viele Fragen, die auf eines abzielen: Psychische Erkrankungen erscheinen als vermeintliche Schwäche in einer nach Perfektionismus und Optimierung strebenden Gesellschaft. Sie werden in einem hohen Maße stigmatisiert, sind mit kulturell divergierenden, negativen Vorurteilen und Stereotypen aufgeladen, wodurch ein soziales Klima entsteht, das Betroffene zusätzlich belastet. Die Notwendigkeit professioneller Hilfe zuzugeben und eben diese anzunehmen wird so erschwert oder verunmöglicht. Psychische Erkrankungen sind divers, ihre Ausprägungen und Verläufe unterscheiden sich, bestimmte Gruppen sind stärker betroffen als andere – es ließe sich viel dazu schreiben und statistisch belegen. Ich möchte mit diesen wenigen Zeilen – und auch mit einigen der vorgestellten Bücher – zumindest dazu anregen, sich selbst und anderen zuzuhören ohne zu verurteilen. Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen ist eine langandauernde gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die jedes Zutun vonnöten hat.
Politik, Gesellschaft, Psychologie, Zukunftsdenken, Philosophie, Klimakrise – das sind in dieser Ausgabe die Kapitel beschreibenden Schlagworte, denen verschiedene Buchbesprechungen zugeteilt sind. Informationen aus dem Bereich der Zukunftsforschung sowie der Robert-jungk-bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg schließen das Magazin wie immer ab. Und: Rückmeldungen zu einzelnen Texte, der Ausgabe oder dem Magazin an sich sind stets willkommen, schreiben Sie mir gerne.