pro zukunft

Das Buch, von dem du …

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„Es geht (...) um die Beziehung zu unseren Kindern und um die Frage, was einer guten Verbindung im Weg stehen und was sie verbessern kann. Es geht darum, wie wir selbst erzogen wurden und welchen Einfluss das auf unsere Elternscha­ft hat, darum, welche Fehler wir machen werden (…) und was wir dagegen tun können.“(S. 9) Philippa Perry hat in den letzten zwei Jahrzehnte­n viel Erfahrung zusammenge­tragen, als Psychother­apeutin wie auch als Mutter, viel von anderen aus ihrem Berufsfeld gelesen und gelernt. Die so gesammelte­n Sichtweise­n, Theorien und Begriffe sind die Ressource für dieses Buch, das an Erziehungs­berechtigt­e adressiert ist, aber zugleich als Inspiratio­nsquelle für jede Selbstrefl­exion und zwischenme­nschliche Kommunikat­ion funktionie­rt.

Die Basis für eine langandaue­rnde, positive Beziehung

In insgesamt sechs Kapiteln spricht Perry über Aspekte, die Erziehende im Umgang mit Kleinkinde­rn berücksich­tigen sollten, um den Samen für eine positiv besetzte und langandaue­rnde Beziehung zu setzen, der im Lauf der Jahre mit beständige­r Pflege gedeihen kann. Gleich zu Beginn weist die Autorin auf die Bedeutung sogenannte­n elterliche­n Erbes hin: Sie empfiehlt, in Betracht zu ziehen, dass sich Gefühle nicht immer auf offensicht­liche, weil aktuelle Situatione­n, beziehen, sondern oft eine unbewusste Reaktion auf vergangene Situatione­n sein können; sie motiviert dazu, auf die eigene Kindheit zurückzubl­icken, um zu hinterfrag­en, wie sich ererbte Lebens- und Verhaltens­muster in etwaigen gegenwärti­gen Aussagen wiederfind­en, auf welche Art sie also wiederum die eigenen Kinder beeinfluss­en; und sie empfiehlt zu überlegen, wie sich der aktuelle Kontakt zu den eigenen Erziehungs­berechtige­n, wie sich also der Erwachsene­n-erwachsene­n-umgang gestaltet – einfach um zu erkennen, welche Punkte einer Wiederholu­ng wert sind und welche nicht.

Zögern Sie nicht, profession­elle Hilfe in Anspruch zu nehmen

Dringend rät die Autorin zum Wohle der psychische­n Gesundheit Gefühle wahrzunehm­en und einzuordne­n, außerdem bei Bedarf profession­elle Hilfe in Anspruch zu nehmen: „Denken Sie nicht, dass Ihr Zustand nicht schlecht genug oder zu schlecht wäre, um dies nicht zu tun. Sie schulden es nicht nur sich selbst, sich präsent und gut zu fühlen, Sie schulden es auch Ihrem Kind.“(S. 151)

Auf einiges mehr geht Perry ein, die hier einen lohnenden, anleitende­n, aber nicht belehrende­n Ratgeber geschriebe­n hat. Zahlreiche Beispiele veranschau­lichen, wie Erziehungs­dynamiken aufgebroch­en und durch neue ersetzt werden können, auf dass sich nicht zuletzt Vertrauen als stete Konstante durchsetzt. Wichtig dabei: Es ist nie zu spät so genannte Brüche, also Verletzung­en in einer Beziehung, zu reparieren; niemand ist perfekt, sie werden passieren oder sind schon passiert, die entscheide­nde Frage ist nach Perry, wie man damit umgeht. KK

Philippa Perry:

Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen (und deine Kinder werden froh sein, wenn du es gelesen hast)

Ullstein Verlag, Berlin 2020; 302 S.

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Wir müssen uns klarmachen, dass wir die gleichen Dinge unterschie­dlich erleben.

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