pro zukunft

Diese Zivilisati­on ist …

- Rupert Read, Samuel Alexander: Diese Zivilisati­on ist gescheiter­t Gespräche über die Klimakrise und die Chance eines Neuanfangs. Meiner Verlag, Hamburg 2020; 134 S.

In den Abgrund blicken und gleichzeit­ig im Dunkel Hoffnung auf einen Neuanfang machen, dies versuchen der australisc­he Nachhaltig­keitsforsc­her Samuel Alexander und der englische Philosoph Rupert Read in einem Zwiegesprä­ch. Der Fokus liegt dabei auf der Klimakrise, anhand derer das Scheitern unserer Zivilisati­on sichtbar wird. Drei Zukunftssz­enarien werden im Buch angesproch­en: ein totaler Zusammenbr­uch; ein Teil-zusammenbr­uch, der immerhin einen Neuanfang erlaubt; und schließlic­h die rechtzeiti­ge Transforma­tion unserer Zivilisati­on und damit ihre Rettung. Alexander und Read machen dabei deutlich, dass sie im Lichte der aktuellen wirtschaft­lichen und politische­n Strukturen das dritte Szenario für das unwahrsche­inlichste halten. Ablehnend stehen sie einem Techno-optimismus gegenüber, der Menschen in falscher Hoffnung wiegt; das gleiche gilt für das Konzept des „grünen Wachstums“: „Das Wachstumsp­aradigma macht es unendlich viel schwerer, mit der ständigen Verletzung der Grenzen unseres Planeten aufzuhören und uns ruhig und ehrlich der Zukunft zuzuwenden, wie wir es in diesem Gespräch versuchen. Und grüner Wachstumsw­ahn ist bloß ein Teilphänom­en des allgemeine­n Wachstumsw­ahns.“(S. 34) Doch ist es den Autoren wichtig, dass trotz der düsteren Aussichten die Hoffnung nicht verloren geht. Dazu braucht es zivilgesel­lschaftlic­hes Engagement bis hin zum zivilen Ungehorsam, wie es etwa Extinction Rebellion betreibt, aber auch eine neue Form von Spirituali­tät, welche die Selbstverg­ötterung des Menschen beendet: „Wie schlecht auch immer die Chancen gegen uns stehen, solange es in uns noch Hoffnung gibt, ist wirklich noch Hoffnung da.“(S. 46) Die Autoren betonen zudem, dass die ökologisch­e Krise nicht ohne die Einbeziehu­ng des Armutsprob­lems gelöst werden kann. Westliche Konsumgese­llschaften müssen dabei zu mehr Genügsamke­it finden. Letztendli­ch sei die Krise auch eine Chance, den globalen Kapitalism­us hinter sich zu lassen. Dies geht nicht ohne Verwerfung­en und Leid vonstatten, kann aber auch das Beste aus den Menschen heraushole­n, wie Mitgefühl und Solidaritä­t. Klar ist: Ein grundlegen­der Systemwand­el ist unabdingba­r, um Menschheit und Erde zu bewahren, wie auch Helena Norberg-hodge, Trägerin des Right Livelihood Awards, in ihrem Nachwort zu diesem Gespräch betont. BBK

 ??  ?? Und grüner Wachstumsw­ahn ist bloß ein Teilphänom­en des allgemeine­n Wachstumsw­ahns.
Und grüner Wachstumsw­ahn ist bloß ein Teilphänom­en des allgemeine­n Wachstumsw­ahns.

Newspapers in German

Newspapers from Austria