Superforecasting. Die Kunst der richtigen Prognose
Warum sagen Personen ohne fachliche Expertise die Zukunft oft besser voraus als Sachkenner und -kennerinnen? Welche Talente besitzen diese Menschen? In den USA gibt es einige Projekte, bei denen solche „Superforecaster“gesucht werden. Ihrem Erfolgsgeheimnis für Vorhersagen gehen Philip E. Tetlock und Dan Gardner in Superforecaster nach. Welche Eigenschaften und welche Vorgangsweisen stellen sich als besonders günstig heraus, wenn man richtig liegen will? Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass einige Grundeinstellungen nützlich sind. Nichts könne sicher angenommen werden, davon solle man immer ausgehen. Die unendliche Komplexität der Wirklichkeit müsse anerkannt werden, die Zukunft sei nicht vorbestimmt, sondern offen. Auf dieser Grundlage müsse man die eigenen Überzeugungen immer als zu überprüfende Hypothesen sehen. Eine gewisse Freude an neuen Herausforderungen und eine Neigung zur Selbstkritik seien genauso wichtig wie eine grundsätzliche Fähigkeit, mit Zahlen umzugehen. Das Einnehmen anderer Perspektiven, der Wille, eigene Ideen gegebenenfalls über Bord zu werfen, die Lust, verschiedene Sichtweisen anzunehmen, ein Denken in Wahrscheinlichkeiten und die Bereitschaft, abgegebene Prognosen zu aktualisieren, werden weiterhin hervorgehoben. Schließlich müsse man auch emotionalen Verzerrungen gewachsen sein und eine gewisse Beharrlichkeit aufweisen. Besonders gut funktionierten Prognosen in Teams vor allem dann, wenn diese möglichst divers zusammengesetzt seien. Die Möglichkeit treffender Prognosen erhöhe sich durch das vielfältige Wissen der Teammitglieder erheblich.
Die Autoren diskutieren ihre Ideen im Kontext einer breiten aktuellen Zukunftsdiskussion in den USA, die vor allem von Nassim Taleb und Daniel Kahneman bestimmt wird. Dabei wird eingeräumt, dass eine radikale Unbestimmtheit der Zukunft herrsche. Ein paar wichtige Trends vorherzusagen, müsse aber erlaubt sein, so Gardner und Tetlock. Gerade alltägliche Entwicklungen ließen sich gut vorausberechnen. Und in den Naturgesetzen habe man dafür einen wichtigen Verbündeten. Es gebe dabei einen Spielraum, und dieser könne genutzt werden.
2015 erschien das Buch in der englischen Originalausgabe. Gerade in den britischen Medien wird es nun vermehrt aufgegriffen, weil der Politikberater Dominic Cummings wiederholt eine Lektüreempfehlung aussprach. www.fischerverlage.de