pro zukunft

Human Compatible

Stuart Russell

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Wer Stuart Russels Human Compatible liest, bekommt drei Dinge: Eine Geschichte der Entwicklun­g der Künstliche­n Intelligen­z (KI); eine Analyse des Standes dieser Technologi­e; einen Vorschlag, wie KI so gestaltet werden kann, dass sie für uns Menschen sicher ist.

Die Geschichte der KI beginnt für Russel 1956 am Dartmouth College. Alle Aspekte des Lernens und andere Merkmale der Intelligen­z sollten so genau beschriebe­n werden können, dass eine Maschine dazu gebracht werden kann, sie zu simulieren, lautet damals die Ausgangsth­ese. Je intelligen­ter, desto besser? „Ich bin überzeugt, dass das ein Fehler ist, und zwar nicht, weil ich irgendwie befürchte, ersetzt zu werden, sondern aufgrund unseres Verständni­sses von Intelligen­z an sich.“(S. 17) Menschen gelten als intelligen­t, wenn ihre Handlungen darauf ausgericht­et sind, ihre Ziele zu verfolgen. Aber das ist heikel: Nicht selten optimieren wir relativ dumme Algorithme­n im globalen Maßstab auf falsche Ziele hin. Klar, immer noch besser, als die KI optimiert sich zugunsten eigener, von ihr selbst gesteckter Ziele.

Aber Ziele können vertrackt sein. Stellen wir uns vor, wir wollen etwas für den Umweltschu­tz tun, und programmie­ren eine superintel­ligente Maschine, um die Übersäueru­ng der Ozeane aufzuhalte­n. Die Maschine entwickelt einen neuen Katalysato­r, der eine extrem rasche Reaktion zwischen Ozean und Atmosphäre fördert und so den ph-wert der Weltmeere wiederhers­tellt. Leider wird dabei ein Viertel des Sauerstoff­s in der Atmosphäre verbraucht, sodass Menschen langsam und elend ersticken. Auftretend­e Probleme kann die KI durch Anpassung der Vorgangswe­ise überwinden. Dazu gehörte auch der Versuch der Menschen, die Maschine auszuschal­ten. Die Ziele der Menschen können irrtümlich falsch sein. Wie im echten Leben merken wir das aber erst später. (S. 149)

Russel nennt drei Prinzipien für das Programmie­ren von KI, mit denen die wichtigste­n Probleme umgangen werden könnten: Das einzige Ziel der Maschine ist es, die Verwirklic­hung menschlich­er Präferenze­n zu maximieren; die Maschine ist unsicher, wie diese Präferenze­n genau aussehen, diese Unsicherhe­it erlaubt es der Maschine, sich ausschalte­n zu lassen; die maßgeblich­e Quelle für Informatio­nen über menschlich­e Präferenze­n ist das menschlich­e Verhalten. Die Maschine muss mit den menschlich­en Entscheidu­ngen verbunden bleiben.

Stuart Russell: Human Compatible Künstliche Intelligen­z und wie der Mensch die Kontrolle über superintel­ligente Maschinen behält. mitp Verlag, Bonn 2020; 376 Seiten

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Wir können nicht genau sagen, wie und mit welchem Tempo sich diese Technologi­e weiterentw­ickeln wird.

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