DREI FRAGEN AN …
Liebe Katja Pein, drei kurze Fragen im Kontext der Zukunftsforschung: Wo liegen Ihre Arbeits- und/oder Forschungsschwerpunkte?
Ich habe meine Masterarbeit über fürsorglichen Technikeinsatz im Bereich der professionellen Pflege geschrieben und forsche nun auf diesem Gebiet weiter. Meine Forschungsschwerpunkte liegen dabei auf der Untersuchung von zukünftigen normativen Ausrichtungen des Gesundheits- und Pflegesystems sowie Forschung im Bereich der Bürgerwissenschaften. Mir ist ein partizipativer Ansatz der Technikentwicklung wichtig, um bei kommenden Entwicklungen im Bereich Mensch-technikinteraktion den Menschen und seine Bedürfnisse an Technik in den Mittelpunkt zu stellen und möchte weiterhin im Bereich menschenzentrierter Technikentwicklung forschen.
Woran arbeiten Sie gerade?
Neben meinen Forschungsschwerpunkten arbeite ich aktuell noch am Aufbau des Netzwerkes Zukunftsforscherin, welches ich mit sechs Kommilitoninnen aus dem Masterstudiengang Zukunftsforschung an der FU Berlin gegründet habe. Uns ist schon während unseres Studiums aufgefallen, dass Zukunftsforscherinnen deutlich unterrepräsentiert waren. Verstärkt hat sich dieser Eindruck noch einmal in der herrschenden Pandemiesituation. Befragte Experten waren (und sind) oft Männer. Wir haben uns gefragt: was können wir tun, um diese Situation zu ändern und mehr Expertinnen – in unserem Falle der Disziplin Zukunftsforschung – sichtbarer machen?
Unser Netzwerk hat sich genau dies zum Ziel gesetzt: Zukunftsforscherinnen mit ihrer Arbeit und Expertise sichtbarer zu machen. Wir wollen das gezielte Auffinden von Zukunftsforscherinnen erleichtern, damit ihre Expertise in den politischen und gesellschaftlichen Diskurs mehr einbezogen und breit diskutiert wird. Interessierte Zukunftsforscherinnen können sich auf unserer Webseite mit einem Profil darstellen, zudem schaffen wir mit Zukunftsforscherin ein Netzwerk, welches die systematische Vernetzung von Zukunftsforscherinnen ermöglicht und vorantreibt. Längerfristig wollen wir Lernen von und untereinander netzwerkintern verwirklichen. Wir sprechen mit unserem Netzwerk alle Menschen an, die sich als weiblich verstehen und wissenschaftlich mit Zukunftsforschung auseinandersetzen. Zurzeit bauen wir das Netzwerk auf, kontaktieren Zukunftsforscherinnen und stellen unser Netzwerk vor. Wir freuen uns über Kontaktaufnahmen interessierter Zukunftsforscherinnen.
Welches Buchempfehlung würden Sie aussprechen und warum?
Hier möchte ich gerne zwei Bücher nennen, die das Thema Sichtbarkeit aufnehmen. Das Buch Sprache und Sein von Kübra Gümüşay habe ich gerade gelesen. Frau Gümüşay berichtet über ihre Erfahrungen mit inkludierender oder ausgrenzender Sprache und die Folgen davon. Welche Begriffe verwendet werden, um Sachverhalte zu beschreiben, hat Auswirkungen, ob und auf welche Art Menschen sichtbar sind und wahrgenommen werden. Ich finde deshalb sehr wichtig und sehr gelungen, dass Frau Gümüşay sich auf einer breiten, gesellschaftlichen Ebene mit diesem Phänomen auseinandersetzt.
Das andere Buch, was ich als nächstes lesen möchte, ist: Unsichtbare Frauen von Caroline Criado-perez. Auch dieses Buch nimmt das Thema (Un-)sichtbarkeit auf. Ich bin sehr gespannt, welche neuen Sichtweisen ich daraus mitnehmen und für die Arbeit am Netzwerk Zukunftsforscherin einsetzen kann.