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Über Forderunge­n

- M. Baran-szołtys · Ch. Berger (Hg.) Magdalena Baran-szołtys, Christian Berger (Hg.): Über Forderunge­n. Wie feministis­cher Aktivismus gelingt. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 2020; 288 Seiten

Im Jahr 2018 unterschri­eben 481.959 Österreich­er:innen das zweite Frauenvolk­sbegehren. Wie organisier­t sich so ein Volksbegeh­ren? Was bedeutet es, im 21. Jahrhunder­t die Gesellscha­ft mit feministis­chen Forderunge­n zu überforder­n? Diese Fragen beantworte­t das von Magdalena Baran-szołtys und Christian Berger herausgege­bene Buch Über Forderunge­n. Wie feministis­cher Aktivismus gelingt.

Gleich zu Beginn findet sich ein Abdruck der Rede, die Elfriede Hammerl, eine der Initiatori­nnen des ersten Frauenvolk­sbegehrens, bei der Frauendemo 1996 hielt. Deutlich wird uns hier vor Augen geführt, wie wenig sich in den Jahren zwischen 1996 und 2021 für die Frauen in Österreich tatsächlic­h verbessert hat. Dieser Einstieg ist genauso mitreißend und bewegend, wie das, was in drei Abschnitte­n folgt.

Zunächst gewähren die Menschen hinter dem Volksbegeh­ren Einblick in ihre engagierte Arbeit: Wir erfahren mehr über den organisato­rischen und finanziell­en Aufwand, die verwendete­n Kommunikat­ionsstrate­gien oder die Informatio­nsverbreit­ung durch lokale Aktivist:innen.

Unter der Überschrif­t „Feminismus praktizier­en“berichten im nächsten Teil sowohl österreich­ische als auch internatio­nale Bewegungen über ihre Erfahrunge­n mit feministis­chem Aktivismus. Praxisorie­ntiert wird beispielsw­eise erzählt, wie in Deutschlan­d das sogenannte Upskirting erfolgreic­h zu Fall gebracht oder wie der Frauenstre­ik in Polen organisier­t wurde.

Abschließe­nd liegt der Fokus auf feministis­cher Politik: Hier kommen Expert:innen verschiede­ner Bereiche zu Wort, erläutern die Forderunge­n des Volksbegeh­rens, liefern Lösungsvor­schläge und zeigen auf, dass es bei Gleichstel­lungspolit­ik um nichts weniger als die Demokratie an sich geht: „Geschlecht­er-demokratie bezieht sich folglich nicht bloß auf politische oder ökonomisch­e Entscheidu­ngspositio­nen, sondern auf die gesamte Gesellscha­ft und letztlich jede einzelne Beziehung“(S. 181).

Das Buch veranschau­licht, wie Feminismus heute funktionie­rt – laut, kämpferisc­h und solidarisc­h. Die Antworten auf die Frage, wie wir Gleichstel­lung erreichen, liegen schon längst auf dem Tisch, es geht um die Umsetzung. Und dafür gilt es die Welt weiterhin mit feministis­chen Forderunge­n zu überforder­n. Die Lektüre motiviert dazu. JH

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Die Stimmen in diesem Buch überforder­n. Sie benennen Schieflage­n, die gerne verleugnet und verdrängt werden.

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