Kreative Seiten
In dieser Ausgabe ist ein klein bisschen was anders. Wie gewohnt finden Sie Rezensionen zu aktuellen Sachbüchern, thematisch grob in sechs Kapitel strukturiert. Diesmal: Politik, Stadt, Gesellschaft, Zukunft, Kunst, Ökonomie. Ungewöhnlicher Weise gibt es aber einen durchgehenden Fokus auf die Rolle von Kreativität im Sinne von Kunst und Design: Nicht nur durch ein eigenständiges Kunst-kapitel, vielmehr sind im gesamten Heft Titel platziert, die eine Kunst- und Designperspektive eröffnen. Da geht es etwa um die gegenwärtige und zukünftige Bedeutung von Museen, um Kunstproduktion und Algorithmen. Das vielschichtige Verhältnis zwischen künstlerischer Praxis und gesellschaftlichen Effekten wird untersucht, der Zusammenhang von Kunst- und Wirtschaftsmarkt analysiert. Kunstraub und Kulturerbe spielen eine Rolle, ebenso der Aspekt utopischer Entwürfe. Die Frage nach gemeinschaftsstiftender Wirkung erhält einen Platz, auch die Instrumentalisierung von Design für stadtplanerische sowie demokratische Prozesse wird thematisiert. Warum gibt es dieses Mal diesen verstärkten Hinweis auf „kreative Seiten“? Nun, für zukunftsweisende Debatten erscheint das dringlich. Meine möglichen Ansatzpunkte für weiterführende Diskussionen sind die folgenden, schreiben Sie mir gerne die Ihren. Da wäre die Kritik-option, dass Kreativität im Allgemeinen – hier vielleicht besser: der Kultursektor –, in vielfacher Form Gesellschaft durchdringt, zusammenhält, aber auf politischer Ebene oft missachtet wird. Prioritäten sind offensichtlich anders gesetzt. Oder die Motivations-option. Um mit Robert Jungk, Norbert R. Müllert und ihren Zukunftswerkstätten zu sprechen: Jeder Mensch hat kreatives Potenzial, das aber allzu oft ungenützt bleibt, vergessen wird im betriebsamen Alltag auferlegter Strukturen. Gerade die Nutzbarmachung würde aber nicht nur zu einer persönlichen Weiterentwicklung führen, sondern auch Lösungsansätze für gemeinschaftliche Herausforderungen befördern. Und die Option um Soziales Kapital, Gemeinschaft als Basis für eine lebendige Demokratie: Gerade durch Digitalisierung und Individualisierung gilt es doch Gemeinschaft aktiv zu forcieren. Etwa mit mehr Kunst und Design. Mehr Kultur.