Halbwahrheiten
Zur Manipulation von Wirklichkeit
Nicola Gess gelingt – ganz dem Reihenprogramm entsprechend – ein diskutables Stück fröhlicher Wissenschaft. Die zentrale Frage: Lässt sich eine genuin philologische Theorierichtung, die Narratologie bzw. Erzähltheorie, für die Analyse politischer und sozialer Diskurse fruchtbar machen? Zwischen Mut und methodischer Fraglichkeit changierend bejaht Gess mit der These, man könne den (subjektiv gefühlten oder objektiv quantifizierbaren) Erfolg von Halbwahrheiten, Fake News oder Verschwörungstheorien (oft wenig trennscharf benutzt) produktionsästhetisch erklären. Die Germanistin legt damit ein provokantes Buch vor, das zurecht mit viel Aufmerksamkeit bedacht wurde. Gerade wegen der vielen Fragen, die es aufzuwerfen vermag, sei ihm ein breites Publikum gewünscht. SR Matthes & Seitz Berlin, Berlin 2021 · 157 Seiten