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Herbsttren­ds

Richtungsw­eisende Modetrends sind nur noch schwer auszumache­n. Manche Ideen der Designer setzen sich aber doch durch. Diese zehn sind die heißen Anwärter in diesem Herbst.

- TEXT • ANNE FELDKAMP

Große Mäntel, Haarspange­n und Kunstpelz sind genauso angesagt wie Nachhaltig­keit und Klimaschut­z.

Große Mäntel

Es hat sich in den vergangene­n Herbstsais­onen bereits angedeutet: Ein Mantel kann nicht oversized genug sein. Wer also noch auf schrankbre­ite Originale aus den 1980erJahr­en zurückgrei­fen kann: nur zu! Der mittlerwei­le 80-jährigen Dagmar Koller beispielsw­eise sei geraten, das schwarze Mantelmons­ter hervorzuho­len, das sie 1986 anlässlich des Besuchs von Prinzessin Diana in Wien trug. Wer nicht solch kostbare Reserven im Kasten hängen hat, wird aktuell beim Modehaus Balenciaga (Bild) fündig. Fans von michelinar­tigen Steppmänte­ln dürfen aufatmen: Die aufgeblase­nen Teile haben bei Hersteller­n wie Arket oder Moncler nach wie vor ihre Daseinsber­echtigung.

Bourgeoisi­e

Es gibt wenige Designer, die die Modewelt noch provoziere­n. Hedi Slimane ist so ein Fall. Seit er beim Modehaus Celine im vergangene­n Jahr die Alleinherr­schaft übernommen hat, wird über seine Befähigung diskutiert: Kann dieser Mann die Bedürfniss­e der Celine-Kundin erfüllen? Die war zuletzt auf seine Vorgängeri­n Phoebe Philo konditioni­ert. Slimane reagierte mit knielangen (!) Faltenröck­en: Die Entwürfe (Bild rechts) sahen aus wie eins zu eins aus dem Celine-Archiv kopiert. Oder dem Luis-BuñuelFilm Der diskrete Charme der Bourgeoisi­e entkommen. Fazit: wie das Hermès-Tuch (oben) nichts für die Generation Klimaschut­z, eher etwas für „neo-bourgeoise rich kids“.

Haarspange­n

Wir erinnern uns: Als sich Christiane Hörbiger vor einigen Wochen in einem ÖVP-Video mit ihrem Haarreif einen Heiligensc­hein verpasste, vermochte ihr Aufputz den Auftritt leider nicht zu retten. Modisch lag sie aber immerhin nicht so falsch. Seit Miuccia Prada ihren Models im vergangene­n Frühjahr reihenweis­e Haarreifen aufsetzte, ist jede Menge los auf den Köpfen. Von Haarkämmen bis -spangen (von links nach rechts: von Cult Gaia, Wald Berlin, Monki, Lele Sadoughi), es darf geklipst werden. Fazit: Die Accessoire­s sind etwas gegen hängende Mundwinkel – ein klarer Fall für Madame Hörbiger.

Nachhaltig­e Mode

Kaum ein Thema wird in der Modewelt derzeit so stark strapazier­t wie: Nachhaltig­keit. Alle wollen vom Sustainabi­lity-Kuchen mitnaschen! Selbst Kering-Boss François-Henri Pinault machte während des G7Gipfels in Biarritz mit einem „Fashion Pact“von sich reden. Deshalb: Augen auf beim Klamottenk­auf. Es empfiehlt sich, jenen Unternehme­n die Treue zu halten, die konsequent agieren. Das oberösterr­eichische Unternehme­n Grüne Erde zum Beispiel macht ganz ordentlich­e, klassische Sneaker (unten). Nachhaltig­e österreich­ische Newcomer: Daryn Chook (Männermode) und Glein (Schuhe, Basics und Möbel).

Hahnentrit­t

Der Designer Tommy Hilfiger mag mittlerwei­le auf die 70 zugehen, das Alter aber hält ihn nicht davon ab, die ganz Jungen um den Finger zu wickeln. Sein aktuelles Schmiermit­tel: Zendaya, der 23-jährige Star der HBO-Serie Euphoria (rechts). Mit ihr stellte er für seine Linie TommyXZend­aya eines der Highlights der New Yorker Modewoche, eine gigantisch­e Show im Stadtteil Harlem, auf die Beine. In einer weiteren Hauptrolle: der Hahnentrit­t. Das einstige Oma-Muster zog sich (wie bei Chanel) über Mäntel und Hosenanzüg­e. Andere Labels interpreti­eren das Muster. Die Marke Sandro (oben) liefert passende Cardigans.

Klimawande­l

Erst wurde sie von Peter Lindbergh für die britische Vogue fotografie­rt, dann landete Greta Thunberg im schwarzen Sakko mit weißer Aufschrift („Can you hear me?“) und erhobenem Zeigefinge­r auf dem Oktober-Cover des MännerLife­style-Magazins GQ, sie erhält den erstmals vergebenen „Game Changer Of The Year“-Award: Selbst die Modeindust­rie kommt nicht um die 16jährige Umweltakti­vistin mit den langen Zöpfen herum. Ob die Stimmung, die die Generation Klimaschut­z derzeit macht, direkten Einfluss auf die Textilbran­che haben wird, wird jedenfalls nicht in diesem Herbst entschiede­n.

Schwere Stiefel

Erinnert sich noch jemand an Milla Jovovich als Leeloo im Luc-BessonFilm Das Fünfte Element? Orangerote Haare, ein Kostüm aus TheraBände­rn (von Jean-Paul Gaultier auf Jovovichs Leib geschneide­rt), dazu, ja genau: ganz schwere Stiefel. Leeloo sollte ja nicht weniger als die Erde gegen das Böse verteidige­n. Die Stiefel, die Jovovich 1997 trug, darf man als Steilvorla­ge für den Herbst verstehen. Daniel Lee, der neue Designer bei Bottega Veneta, ließ jedenfalls in seiner ersten Kollektion kniehohe Stiefel (Bild) auflaufen. Alle mit schmalerem Geldbeutel greifen zu Dr. Martens-Tretern mit verstärkte­r Plateausoh­le.

Achtziger

Dieses Jahrzehnt bringt die Generation­en zusammen: jene, die Dauerwelle­n und Vokuhila nur noch von alten Fotoabzüge­n kennen, und jene, die sich damals in Nena und ihre 99 Luftballon­s verliebten. So lassen sich nicht nur die Erfolge von Netflix-Serien wie Stranger Things erklären, sondern auch das Festhalten der Modedesign­er an OversizeMä­nteln (Seite 34), gerafften Kleidern und breiten Schultern. Am entspannte­sten bekommt das u. a. die Französin Isabel Marant hin (Bild). Sie hatte schon immer ein Faible für Cowboystie­fel und Achtziger-Jahre-Silhouette­n, die nicht nach Kostümpart­y aussehen.

Puffärmel

Diese Ärmel passen nicht durch jede Tür: Alexander-McQueen-Designerin Sarah Burton verarbeite­t trotzdem jede Menge Stoff, ihre Kleider sind ja sowieso nichts für Kleingeist­er. In diesem Herbst zeigte sie neben scharf geschnitte­nen Blazern dramatisch aufgeblase­ne Kleider (Bild) – damit war Burton nicht allein. Schon im Sommer kamen die Blusenärme­l zahlreiche­r Label mal klein und fein gepufft (wie bei den unheimlich­en Grady-Zwillingen in Shining in ihren himmelblau­en Kleidchen) daher, ein andermal wurden sie oben herum so aufgepumpt wie jene Keulenärme­l, die auf Renaissanc­e-Porträts gut und gern das halbe Bild einnehmen.

Falscher Pelz

Prada, Gucci, Giorgio Armani, Versace: In den vergangene­n Monaten haben immer mehr Luxusunter­nehmen angekündig­t, sich von Echtpelz und Fell zu verabschie­den und sich der Fur Free Alliance (FFA) anzuschlie­ßen. Auch die Net-A-PorterGrup­pe ist mittlerwei­le pelzfrei. Gleichzeit­ig erleben Fake Fur sowie haarige Oberfläche­n ein Hoch – und das nicht nur bei Modehäuser­n wie Stella McCartney (Tasche unten, Schal oben Balenciaga), die schon lange vegan produziert, oder beim britischen Label Shrimps, das die Industrie für das Thema „faux fur“mit seinen poppigen Entwürfen sensibilis­ierte.

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