„Eine spezielle Art der Nachhaltigkeit“
Einst stand das alte Radio von Robert Stachel im Hause seiner Großeltern, heute erfreut sich der Komödiant am Nostalgiefaktor des Geräts in seinem Wiener Studio.
Meine früheste Erinnerung an dieses Radio zeigt es in der Stube im Haus meiner Großeltern in der Steiermark. Es stand an jenem Platz, den später der Fernseher einnahm. Bis heute vermittelt es mir eine Ahnung von der guten alten Zeit des Radios. Seit das Gerät vor 30 Jahren in meinen Besitz überging – Oma und Opa hatten sich ein moderneres Transistor-Radio zugelegt – ist es mit mir von Wohnung zu Wohnung übersiedelt. Das schöne Stück wurde im Jahre 1953 von der Wiener Firma Radione im 3. Bezirk produziert. Seine genaue Bezeichnung lautet Radione Junior Duplex 58. Über den unteren Teil des Geräts zieht sich eine Leiste, auf der allerlei Namen von Städten zu lesen sind. Faszinierend daran ist einerseits die Anzahl der Städte, andererseits die schräge Auswahl. Linz, Prag, Stuttgart, Belgrad kommen ebenso vor wie Montecenere, Stettin oder Beromünster. Sender wurden damals auch nach Bergen benannt, zum Beispiel Jauerling oder Sonnwendstein. Früher hat man an dem Gerät auch den Klangcharakter einstellen können, etwa Konzert und Jazz. Als Kind hab ich da gern drauf herumgedrückt. Kinder drücken halt gern herum. Ich höre meinen Großvater noch sagen: ,Jetzt lasst es aber schön brav auf Konzert!‘ Wie auch immer, neben seiner Nostalgie-Aura steht das Radione für eine ganz spezielle Art der Nachhaltigkeit. Ich meine, das Ding wurde nicht gebaut, um bald kaputtzugehen, sondern um eine möglichst lange Zeit durchzuhalten – aber wahrscheinlich keine 70 Jahre. Das fasziniert mich im Zeitalter des iPhones, indem die Kids Stress kriegen, wenn sie mit einem älteren Modell herumlaufen müssen. Für mich ist diese Geschichte eine schöne Metapher, wenn es um technische Wertigkeiten oder das Recht auf Reparatur geht.“