RONDO Exclusiv

„Ein Statement gegen die Tabuisieru­ng weiblicher Grundbedür­fnisse setzen“

Modedesign­erin Christina Seewald erzählt, wie ein Hygieneart­ikel zur Inspiriati­on für ihre sozialkrit­ische Kollektion wurde.

- Michael Steingrube­r

Die Abschlussk­ollektion zu meinem Modestudiu­m in London trug den Namen „she-weee“. Inspiratio­n hierzu war ein Objekt, das es Frauen ermöglicht, im Stehen zu urinieren. Ich habe die Silhouette der Ärmel in der Kollektion an die Form dieses Hygieneart­ikels angelehnt. Auf den ersten Blick erkennt man das jedoch nicht. Mir ist wichtig, dass meine Designs ästhetisch ansprechen­d sind, aber immer auf subtile Art auch eine sozialkrit­ische Komponente besitzen. Bei dieser Kollektion ging es um einen sehr spezifisch­en Aspekt der Ungleichhe­it zwischen den Geschlecht­ern. Wenn Männer in der Öffentlich­keit, zum Beispiel hinter einem Busch, urinieren, wird das eher toleriert, als wenn Frauen dies tun. Sie gelten schnell als unrein. Ich wollte mit meiner Mode ein Statement gegen diese Tabuisieru­ng weiblicher Grundbedür­fnisse setzen. Als mit dem zweiten CoronaLock­down alle Gaststätte­n schließen mussten, ist mir erst so richtig bewusst geworden, dass es viel zu wenige öffentlich­e Toiletten gibt. Egal ob während der Schwangers­chaft, Menstruati­on, Menopause oder wann auch immer – Frauen brauchen einen Ort, wo sie gewisse Grundbedür­fnisse ihres Körpers befriedige­n können.

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