„Ein Statement gegen die Tabuisierung weiblicher Grundbedürfnisse setzen“
Modedesignerin Christina Seewald erzählt, wie ein Hygieneartikel zur Inspiriation für ihre sozialkritische Kollektion wurde.
Die Abschlusskollektion zu meinem Modestudium in London trug den Namen „she-weee“. Inspiration hierzu war ein Objekt, das es Frauen ermöglicht, im Stehen zu urinieren. Ich habe die Silhouette der Ärmel in der Kollektion an die Form dieses Hygieneartikels angelehnt. Auf den ersten Blick erkennt man das jedoch nicht. Mir ist wichtig, dass meine Designs ästhetisch ansprechend sind, aber immer auf subtile Art auch eine sozialkritische Komponente besitzen. Bei dieser Kollektion ging es um einen sehr spezifischen Aspekt der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Wenn Männer in der Öffentlichkeit, zum Beispiel hinter einem Busch, urinieren, wird das eher toleriert, als wenn Frauen dies tun. Sie gelten schnell als unrein. Ich wollte mit meiner Mode ein Statement gegen diese Tabuisierung weiblicher Grundbedürfnisse setzen. Als mit dem zweiten CoronaLockdown alle Gaststätten schließen mussten, ist mir erst so richtig bewusst geworden, dass es viel zu wenige öffentliche Toiletten gibt. Egal ob während der Schwangerschaft, Menstruation, Menopause oder wann auch immer – Frauen brauchen einen Ort, wo sie gewisse Grundbedürfnisse ihres Körpers befriedigen können.