Pro & Kontra Naschen
Pro: Pia Kruckenhauser
Alle guten Dinge sind drei: Drei Pralinen, drei Stück Schokolade, drei (große) Gabeln vom Tortenstück. Bissen eins ist dafür da, um sich mit dem Geschmack vertraut zu machen, die Konsistenz zu spüren, kleine Besonderheiten zu erkunden. Bissen zwei lässt so richtig eintauchen in die zuvor erkundeten Regionen. Und der dritte Bissen ist die absolute Klimax des Genusses.
Ist man auf ein geschmacklich besonders tiefgründiges Naschobjekt gestoßen, kann man vielleicht noch einen vierten Bissen nehmen, um den Genuss zu vertiefen. Ein fünfter lässt erlebten (Schoko-) Träumen nachspüren. Aber allerspätestens dann ist Schluss. Besser als nach dem dritten Bissen wird es nämlich nicht mehr, das weiß ich aus langjähriger Erfahrung.
Sie sehen, ich bin eine Expertin fürs Naschen, es ist aus meiner Welt nicht wegzudenken. Und ja, irgendeine Süßigkeit kommt täglich auf meinen Teller. Mit besagter Dreierregel halten sich auch die Auswirkungen auf die Hüften in Grenzen.
Die Regel gilt übrigens auch für saures Gummizeug. Also her mit der Packung, lieber Kollege Aumüller!
Kontra: Sascha Aumüller
„Wenn sie aus deinem Korbe naschen, behalte noch etwas in den Taschen“, rät Goethe. Blöderweise ist der gute Mann 140 Jahre älter als Haribo. Seine Life-Hacks haben mit dem Aufkommen pickerter Gummibärlis und Colaflascherln an Gültigkeit verloren – erst recht in Bezug auf die sauren Sorten. Deren kristalline Zitronensäure verwandelt Hosensäcke in weiß-bröselige Sauställe.
Doch warum und vor wem sollte ich Süßigkeiten in Beinkleidern verstecken? Vielleicht vor der RONDORedaktion, weil diese täglich aus meinem Korbe oder genauer gesagt aus Ein-Kilo-Plastikcontainern nascht und ich so zum ängstlichen Eichhörnchen werde, das um die Vorräte für schlechte Zeiten bangt?
Der Tätigkeit des Naschens sind charakteristische Merkmale eingeschrieben. Es bedeutet, Stück für Stück genießerisch zu verzehren, vielleicht sogar heimlich nur ein wenig von etwas zu essen. Ich dagegen verfalle bei Gummizeugs in einen Rausch und mache den ganzen Kübel auf einen Sitz leer. Danke, liebe RONDO-Redaktion, dass du mich wenigstens hie und da, nur leider nicht oft genug, davon abhältst!
Angesichts der bevorstehenden Weihnachtsfeiern und Silvesterpartys denken bei Rausch jetzt einige wahrscheinlich gleich an Alkohol oder vielleicht sogar Drogen. Dabei geht es auch ganz ohne legale oder illegale Substanzen, sich in einen ekstatischen Zustand zu versetzen. Liebe, Geschwindigkeit oder selbst eine kalte Dusche eignen sich als „Rauschmittel“, wie Sie auf den nächsten Seiten erfahren werden. Den Anfang macht Markus Böhm, der über den Trend zum unproblematischen Hedonismus sinniert. Denn Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll sind out, ökologisches Bewusstsein, gesunde Ernährung und Nüchternheit in. Schlägt jetzt die Stunde der Vernunft? Nicht ganz, wenn man sich die Fotostrecke von Julia Rotter und Kevin Recher ansieht. Sternekoch Konstantin Filippou und andere große Namen der Wiener Kulinarik-Szene verraten, nach welchen Speisen es sie in Katerstimmung gelüstet. Und Anne Feldkamp sprach mit Autor Helge Timmerberg übers Kiffen und Koksen. Braver geben sich hingegen jene Prominente, die sich von alltäglichen Gegenständen in rauschähnliche Zustände versetzen lassen. Vielleicht vermag das auch dieses Heft bei Ihnen. Viel Spaß dabei!
Für jede Ausgabe bitten wir eine bekannte Persönlichkeit, den Exklusiv-Schriftzug auf dem Cover zu gestalten.
Für dieses RONDO Exklusiv schlüpfte der Bestsellerautor Marc Elsberg in die Rolle eines Grafikdesigners.