Der Nachbar mit dem Joystick
Enttäuschende Uraufführung: Joshua Sobols „Verklärte Nacht“im Stadttheater
WIEN (SN). Auch Leuten, die ganz berühmt sind, muss nicht immer alles gelingen. Und Joshua Sobol ist wahrlich berühmt. Wenn der israelische Erfolgsautor („Alma“, „Ghetto“, „Weiningers Nacht“) sein neues Stück im kleinen Stadttheater Walfischgasse zur Uraufführung bringt, hat das Sensationscharakter, weshalb die Premiere am Dienstag auch prominent besucht war. Nur: „Verklärte Nacht“, wie das Werk nach einem Schönberg-streichquartett heißt (das übrigens nicht vorkommt), hat einen Stoff, den jedes B-movie besser realisieren kann – und Filme mit dem gleichen Thema gibt es ja schon. Trotz guter Bühnenideen – Sobol inszenierte selbst – wurde man enttäuscht, und man kann nicht einmal hinzufügen, „auf hohem Niveau“.
Die Geschichte ist nicht neu, wird aber im Sinne der heutigen Computerwelt aufgemotzt. Die Ausstattung dominiert Videokunst (Erez Galonska, Osnat Michaeli), eine interaktive Wand, die auf Zuruf Bildwelten zaubert. Diese Hitech-welt in einem Hochhausghetto ist verwechselbar wie Hotelzimmer, wo man auch nicht immer weiß, in welcher Stadt man gerade aufwacht. Speziell Geschäftsreisende, und ein solcher ist der „Mann“. Er landet versehentlich in der Wohnung der „Frau“, die am Telefon Computerhilfe leistet. Das färbt die Sprache. Die beiden reden aneinander vorbei und haben dank der ReinRaus-türen kaum Direktkontakt. Erst unter der Bettdecke. Irgendwas ist beim Sex anders, und zwar besser als gewohnt. Die Erkenntnis: Ups, das ist gar nicht mein Mann, bzw. meine Frau! Was nun? Weitere Erkenntnisse hat der Zuschauer auch im Verlauf der weiteren Dialoge nicht. Sobols Text stockt, stolpert, schleppt und langweilt mit Dünnbrettpsychologie.
Mercedes Echerer ist als einsame Frau zwar noch überzeugend, ihr Partner Erik Jan Rippmann als Austauschmann aber allzu eindimensional im Dauerforte. Der Beifall für alle inklusive Autor fiel allerdings sehr freundlich aus.