Orf-disput.
Bringt die morgige Stiftungsratssitzung Klarheit in die turbulenten Verhältnisse beim ORF? Es täte allen Beteiligten gut.
WIEN (Sn-paw). Ist der ORF überhaupt noch zu retten? Kurt Bergmann hat sich wieder gemeldet und nochmals an seine Vorschläge für eine Neustrukturierung des ORF erinnert. Nie mochte man mehr seinermeinung sein als heute, zumal eine öffentliche Rebellion in Form des originellen YouTube-videos von prominenten Orf-mitarbeitern auch als einmaliger Hilferuf an die Gesellschaft anzusehen ist.
Neben Bergmann hat sich auch der ehemalige Orf-generalintendant Gerhard Weis (der letzte Träger dieses Titels, ehe die Befehlsempfänger-führungsposition des Generaldirektors eingeführt wurde) zu Wort gemeldet. Er konstatiert, dass der ORF stets ein „unsinkbarer Tanker“zu sein schien. Davon könne heute keine Rede mehr sein, nachdem der politische Einfluss von Jahr zu Jahr stärker geworden sei.
Politik unverschämter
In diesem Zusammenhang schlägt Weis vor, den ORF in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Es gehe „immer darum, wie die Politik auf den ORF zugreift. Jetzt tut sie das ein bisschen unverschämter, aber im Prinzip so, wie es immer war“.
SPÖ und ÖVP haben sich am Mittwoch im Nationalrat für eine neuerliche Reform der ORF-GREmien ausgesprochen. SPÖ-KLUBchef Josef Cap plädierte für eine „Abkühlphase“, die ausschließt, dass Stiftungsräte nahtlos ins Unternehmen wechseln. ÖVP-KLUB- obmann Karlheinz Kopf will überhaupt ein neues Orf-gesetz. Bundeskanzler Werner Faymann räumte mit Ideen auf, wonach ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk jemals ohne Parteieneinfluss sein könnte: „Dass Parteien gar nichts mehr zu reden haben, gibt es in ganz Europa nicht.“
Als Zeugen dafür, dass trotz der gegenwärtigen Diskussion nicht alles so schlecht sei, zitierte Faymann just einen der Proponenten der aktuellen Belegschaftsproteste. „ZIB 2“-Moderator Armin Wolf habe in einem „profil“-interview klargestellt, dass es in den Redaktionen derzeit ein viel größeres Maß an Freiheit gebe, als er es im ORF jemals erlebt habe.
Mit der Generaldirektoren-ära vor Alexanderwrabetz setzte sich in der Begründung der „Dringlichen“auch Grünen-mediensprecher Dieter Brosz auseinander. Denn die „Fehlkonstruktion“des Stiftungsrats sei unter Kanzler Wolfgang Schüssel gestaltet worden. Erst seit Wrabetz werde Vielfalt in der Berichterstattung wieder ermöglicht.
Zieht Niko Pelinka zurück?
Am Mittwochnachmittag machten Spekulationen die Runde, Niko Pelinka werde seine Bewerbung um den Büroleiterposten bei ORF-CHEF Alexanderwrabetz zurückziehen. Allerdings zielt die Kritik an den Vorgängen im ORF nicht nur auf die Causa Pelinka, sondern etwa auch auf Thomas Prantners Bestellung.
Die geplanten Orf-personalbestellungen werden morgen, Freitag, offiziell den ORF-STIFtungsrat beschäftigen. Dies bestätigte die Vorsitzende, Brigitte Kulovits-rupp, am Mittwoch.