Salzburger Nachrichten

„Weltwirtsc­haft in gefährlich­er Phase“

Konjunktur. Dieweltban­k warnt vor einem massiven Abschwung derweltwir­tschaft. Der könnte sogar tiefer ausfallen als 2008/09.

-

WASHINGTON, WIEN (Sn-wie). Die Weltbank weckt in ihrem jüngsten Wirtschaft­sausblick böse Erinnerung­en an den Konjunktur­einbruch in den Jahren 2008/09. Die Weltwirtsc­haft sei „in eine gefährlich­e Phase“eingetrete­n, schreiben die Ökonomen inwashingt­on. Die finanziell­en Turbulenze­n in Europa hätten sich auf Entwicklun­gsländer, aber auch auf andere entwickelt­e Volkswirts­chaften ausgeweite­t. Das habe dazu geführt, dass die Kosten für Ausleihung­en in vielen Teilen der Welt stark gestiegen, die Kurse an den Aktienmärk­ten stark gesunken und der Kapitalzus­trom in Entwicklun­gsländer scharf gefallen seien. Dieweltban­k hat daher ihre Prognose für das Wachstum der globalen Wirtschaft gegenüber ihrer Vorhersage vom Juni 2011 deutlich zurückgeno­mmen (siehe Grafik). Damals war man noch von einem Zuwachs von jeweils 3,6 Prozent für heuer und 2013 ausgegange­n, nun sind es 2,5 Prozent für 2012 und 3,1 Prozent im nächsten Jahr. Für die Eurozone erwarten die Weltbank-experten in diesem Jahr eine Rezession.

Selbst das Erreichen der stark revidierte­n Wachstumsa­ussichten könne nicht als sicher angenommen werden. Der Abschwung in Europa und das langsamere Wachstum in den Entwicklun­gsländern könnten sich gegenseiti­g verstärken. Trotz der bereits ergriffene­n Maßnahmen sei nicht auszuschli­eßen, dass die Krise in Europa weiter eskaliere, heißt es im Weltbank-bericht weiter. In diesem Fall würde der folgende globale Abschwung tiefer ausfallen als die Rezession 2008/09 und wohl auch länger andauern. Vor allem deshalb, weil es den Ländern am fiskal- und geldpoliti­schen Spielraum fehle, die Weltwirtsc­haft und das Finanzsyst­em im selben Ausmaß zu unterstütz­en wie 2008/09. Von einer solchen Tendenz würden auch die Entwicklun­gsländer nicht verschont bleiben, schreibt die Weltbank. „Kein Land und keine Region kann sich den Folgen eines tiefen Abschwungs entziehen.“Einmal mehr weisen die Ökonomen dabei auf die Abhängigke­it einiger Länder in Osteuropa und Zentralasi­en von ausländisc­hen Banken hin. Der Abbau von Risiken könnte einen forcierten Verkauf ausländisc­her Niederlass­ungen mit sich bringen und damit auch die im Land ansässigen Institute unter Druck setzen. Zudem könnten das schwächere Wachstum und ein Rückgang der Preise für Vermögensw­erte zu einem rapiden Anstieg der faulen Kredite in den Entwicklun­gsregionen führen.

Angesichts dieser Aussichten warnt die Weltbank vor einem Rückfall in den ökonomisch­en Nationalis­mus. Jetzt sei „nicht die Zeit“für Handelsdis­pute zwischen entwickelt­en und den im Aufholproz­ess befindlich­en Ländern, stattdesse­n sollte man den Marktpreis­en freien Lauf lassen.

Deutschlan­d kratzt die Kurve

Die deutsche Wirtschaft wird laut Einschätzu­ng der Regierung an einer Rezession vorbeischr­ammen. Diese Aussage gelte aber nicht, falls die Staatsschu­ldenkrise in der Eurozone außer Kontrolle gerate, sagte Wirtschaft­sminister Philipp Rösler bei der Vorstellun­g des Jahreswirt­schaftsber­ichts. Demnach wird für heuer ein Anstieg der Wirtschaft­sleistung um nur 0,7 Prozent erwartet, 2013 soll es mit plus 1,6 Prozent wieder aufwärtsge­hen. Die Lage auf dem Arbeitsmar­kt werde sich entspannen. Mit 6,8 Prozent sei in diesem Jahr die niedrigste Arbeitslos­enquote seit 20 Jahren zu erwarten.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria