Mehr Feuerkraft für den IWF
Bis zu 500 Mrd. Dollar zusätzliche Mittel für Krisenbekämpfung – Italien im Fokus
WASHINGTON, WIEN (SN). Die Ausbreitung der Schuldenkrise in Europa bereitet nicht nur der Weltbank (siehe oben), sondern auch der Schwesterorganisation Kopfzerbrechen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) bestätigte am Mittwoch Medienberichte, wonach man den Kreditrahmen um 500 Mrd. Us-dollar (rund 390 Mrd. Euro) aufstocken wolle. Der globale Finanzbedarf belaufe sich in den kommenden Jahren nach eigenen Berechnungen auf eine Billion Dollar, teilte der IWF mit. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte unter Berufung auf Informationen aus dem Umfeld der G-20 berichtet, dass die zusätzlichen Mittel eingesetzt werden sollen, „um dieweltwirtschaft vor einer Ausweitung der europäischen Schuldenkrise zu schützen“.
Der IWF drängt Länder wie China, Brasilien, Russland, Indien und Japan sowie die Ölförderländer zu einem Beitrag für die Aufstockung. Derzeit hat der IWF Mittel in Höhe von 385 Mrd. Dollar zur Verfügung. Iwf-chefin Christine Lagarde hatte sich zuletzt für eine Aufstockung stark- gemacht. Die Debatte um mehr Schlagkraft des IWF läuft schon länger. Die Eu-finanzminister haben jüngst beschlossen, dass die Eurostaaten den IWF mit 150 Mrd. Euro an bilateralen Krediten stärken, um damit finanziell bedrängten Ländern helfen zu können. Deutschland will mit 45 Mrd.
„Mehr Mittel, um Schwäche zu überwinden.“
Christine Lagarde,
Euro fast ein Drittel davon schultern, Nichteurostaaten sollten 50 Mrd. Euro beisteuern. Auch Großbritannien hatte zuletzt Entgegenkommen signalisiert. Die USA bleiben hingegen bei ihrer strikten Ablehnung, Russland will vor den Präsidentschaftswahlen im März keine Entscheidung treffen. Die Finanzminister der G-20 wollen das Thema bei einem Treffen nächste Woche besprechen.
Sollte es zu einer Aufstockung der Iwf-mittel kommen, dürfte wohl vor allem Italien profitieren. Italien wäre zu groß, um durch die bisher üblichen Programme von EU und IWF abgesichert zu werden. Die Gesamtverschuldung des Landes liegt bei 1900 Mrd. Euro. Die Nachricht über die mögliche Aufstockung wurde an den Märkten positiv aufgenommen, die Risikoaufschläge für italienische Anleihen gingen zurück.
Die schlechte Botschaft für Italien kam von der Ratingagentur Fitch: Sie schließt eine Herabstufung der Bonität um zwei Stufen nicht aus. „Eine Herabstufung um zwei Stufen ist eine der möglichen Optionen“, sagte Fitch-direktor Alessandro Settepani am Mittwoch. „Unser Ausschuss wird das Rating von Italien auf der Grundlage des Refinanzierungsniveaus und der Wachstumsmaßnahmen bewerten.“Fitch hatte eine Herabstufung Italiens für Ende Jänner signalisiert. Derzeit wird die Kreditwürdigkeit mit A+ bewertet, bei einer Herabstufung auf A– würden Anleihen gerade noch als prinzipiell sichere Anlage gelten.