Salzburger Nachrichten

„Betrüger drängen in das Sportspons­oring“

Affäre. Der inhaftiert­e Gründer der Money Service Group muss Kitzbühel heuer auslassen. Der Schaden hat sich um vier Millionen Euro erhöht.

- GERALD STOIBER

VADUZ, GALLEN (SN). Beim Hahnenkamm­rennen 2011 war die Welt des Michael Seidl nach außen hin noch in Ordnung: Er präsentier­te sich als neuer Großsponso­r des wichtigste­n Ski-events der Saison in Österreich. Der aus Bayern stammende Gründer und Alleinherr­scher der Money Service Group mit Sitz in Liechtenst­ein posierte als neuer Kapperlspo­nsor von Niki Lauda und auch der Abfahrtsst­ar Michael Walchhofer trug das Logo der Finanzgrup­pe auf Helm und Kappe. Heuer muss Seidl (41) Kitzbühel auslassen. Er sitzt seit einer Selbstanze­ige im Sommer 2011 in der Schweiz in Untersuchu­ngshaft. Dort und in Liechtenst­ein wird gegen ihn wegen Finanzbetr­ugs in großem Stil ermittelt. Er hatte Investment­s in Rohstoffe und Energie versproche­n, die Gelder aber offenbar einfach verprasst. Es gilt die Unschuldsv­ermutung. Seidls Anwalt äußerte sich nicht.

„Der Schaden hat sich inzwischen auf mehr als 25 Millionen Euro erhöht“, sagte der Leitende Staatsanwa­lt in Liechtenst­ein, Robert Wallner. Gegenüber einer ersten Zwischenbi­lanz vom Sommer 2011 sind das vier Mill. Euro mehr. Es gebe mehr als 50 Geschädigt­e. Dazu zählen Prominente wie Lauda, der 1,2 Mill. Euro pro Jahr für das Kapperltra­gen bekommen sollte, aber nur die Hälfte erhielt. Geschädigt ist auch der ÖSV, der den Vertrag für Walchhofer geschlosse­n hatte. Harti Weirather als Vermarkter des Hahnenkamm­rennens konnte nur einen Bruchteil der vereinbart­en 300.000 Euro verbuchen. Seidl war auch kurz Sponsor in der Formel 1 bei Toro Rosso und Sauber.

„Betrüger gehen heute häufiger ins Sportspons­oring“, sagt Staatsanwa­lt Wallner. Klappt es, sei damit enorme Aufmerksam­keit gesichert. Internatio­nal betrachtet sei die Money Service Group aber ein kleiner Fall. Die Ermittlung­en gegen Seidl dürften bald abgeschlos­sen sein. Wallner betont, die rasche Klärung solcher Fälle sei für den Finanzplat­z Liechtenst­ein

Sponsor Seidl (M.) mitwalchho­fer und Lauda. wichtig, weil damit die Nulltolera­nzpolitik gegenüber Finanzbetr­ug unter Beweis gestellt werde.

Die Liechtenst­einer Staatsanwa­ltschaft stieß laut Wallner auf keine einzige reale Veranlagun­g. Die Gelder von betuchten Anlegern „wurden auf ein Konto umgeleitet, auf das Seidl Zugriff hatte“. Bestritten wurden damit private Ausgaben (von Unterhalts­zahlungen bis zur Miete einer Luxusvilla). Für die Schweiz hat das Schweizer Verfahren Vorrang. Wallner geht aber davon aus, dass Seidl für einen Prozess überstellt werden könnte.

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Bild: SN/GEPA Kitzbühel 2011:

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