Kolumbien sehen und leiden
Was Staatsanwalt Mathias Haidinger am Mittwoch als eine Reise ins Herz der kolumbianischen Drogenzentrale Cali verstand, stellte der Angeklagte, ein in Salzburg wohnhafter , 43-jähriger Deutscher, als eine Art missglückten Urlaubstrip dar. Die Anklage ging davon aus, dass der Mann sich im Vorjahr an einer kriminellen Vereinigung beteiligt habe, der neben Österreichern auch so illustre Gestalten wie „der Indianer“, „der Bruder vom Indianer“sowie ein gewisser „Sergio“und ein „Gringo“angehört hätten. Die Vereinigung habe über sog. „Bodypacker“(=Personen, die das Suchtgift versteckt im Körper oder verschluckt einschmuggeln) flüssiges Kokain eingeführt bzw. einführen wollen, das ein „Chemiker“dann wieder in Pulver rückverwandeln sollte. Der Deutsche beteuerte, er habe mit Drogen nichts zu tun, dafür habe er „viel zu viel Angst“. Er sei zwar mit Mitgliedern der Gruppe, die durch abgehörte Telefonate belastet wird, in Verbindung gewesen, aber die ihm zugerechneten Sprachcodes (etwa: die „Wasserprobe“) hätten nichts mit Drogen zu tun. Er sei in Kolumbien während seiner zwei Monate dort völlig „abgebrannt“, habe sich nicht einmal mehrwasser leisten können (daher die „Wasserprobe“aus der Leitung). Er habe sich mit seiner Freundin zerstritten und furchtbare Zahnschmerzen bekommen. Letztlich habe ihm seine Mutter den Heimflug finanzieren müssen. – Vertagt.