„Den nächsten Schritt machen“
Druck. Joachim Puchner fühlt sich reif für die Top 5 – eine Erkenntnis, die es nicht einfach für ihn macht.
Joachim Puchner stand Mittwoch noch lang im Zielraum und sinnierte über seine Fahrt, zu der ihm auch nach langer Nachdenkpause nicht viel Positives einfallen wollte. „Man kann nicht zufrieden sein, wenn man bis zur SteilhangAusfahrt schon eine Sekunde verliert“, sagt er vor dem Klassiker, den er an diesem Wochenende zum dritten Mal bestreitet. Am Ende verlor Puchner exakt 2,13 Sekunden auf die Trainingsbest-
Ich bin nicht schnell zufrieden, aber oft schnell unzufrieden. Joachim Puchner,
Abfahrer zeit von Didier Cuche und fand dies „ernüchternd“. „Ich verfalle deswegen jetzt nicht in Depression, aber ich kann damit nicht zufrieden sein. Das ist nicht mein Anspruch.“
Womit man genau beim Thema wäre. Bei Joachim Puchner klaffen derzeit Anspruch und Wirklichkeit auseinander. In Wengen überraschte er mit der Aussage, dass er sich reif für die Top 5 in der Abfahrt fühle. „Alles, was da- hinter ist, ist eigentlich eine Enttäuschung für mich.“Eine Aussage, die er in Kitzbühel nun relativierte: „Ich liege irgendwo zwischen Rang zehn und 15 und an guten Tagen eben unter den Top 5.“Nach einem starken Saisonfinish 2011, bei dem er sich noch in das Wm-team gefahren und die Saison mit den Rängen vier, drei und zwei beendet hat, haben sich bei dem Salzburger die Perspektiven zwangsläufig verschoben. Er fühlt sich nicht mehr als hoffnungsvolles Talent, sondern als Fahrer, der heuer endgültig den Schritt in die Weltspitze machen will. „Das habe ich mir für die Klassiker im Jänner vorgenommen.“Platz 25 in Wengen und Rang 24 im gestrigen Training sind jedoch keine großen Fortschritte auf dem Weg dorthin. Macht er sich letztlich nicht selbst zu viel Druck? „Nein, ich spüre überhaupt keinen Druck. Warum auch? Ich habe im zweiten Jahr im Weltcup den Schritt vom Talent zum Top-10-fahrer gemacht, das ist zuletzt nicht vielen gelungen.“So ist es wahrscheinlich die Ungeduld, die derzeit an ihm nagt. „Ich bin nicht schnell zufrieden, aber oft schnell unzufrieden“, sagt er über sich. So wird auch dieses Wochenende ein Stück Selbstfindung zwischen den hohen Ansprüchen und der Realität.