20 Rohstoffe und viele Rätsel
Über kaum eine Komponente ist so wenig bekannt wie über den Rennschuh
KITZBÜHEL (Sn-msm). Wenn Rennläufer um die halbe Welt fliegen, dann liegen die Ski im Frachtraum – und die Skischuhe reisen wohlbehütet als Handgepäck mit. Über kaum eine Technikkomponente im Skisport ist so wenig bekannt wie über den Schuh und zugleich ist kaum eine Komponente im Rennen so entscheidend. Während
will auf der Streif in Kitzbühel eine Topplatzierung. die Läufer den Servicemännern freie Hand beim Ski gewähren, baut fast jeder Fahrer an seinem Schuh mit.
Was aber ist das Geheimnis hinter einem guten Rennschuh? Der muss so eng wie ein Handschuh, der eine Nummer zu klein ist, anliegen, weil er die einzige Verbindung zwischen Läufer und Ski ist. Zunächst wird von einem Orthopäden ein Gipsabdruck genommen, danach dafür ein Innenschuh gefertigt. Der gesamte Schuh besteht aus rund 20 verschiedenen Rohstoffen. Schale ist auch nicht gleich Schale: Dafür sind vier Kunststoffarten mit fünf Härtegraden verfügbar, wobei selbst die Farbgestaltung auf die Härte des Plastiks einen Einfluss hat. Dazu kommt noch der „Kantingwinkel“, also die Position des Rennläufers im Schuh. Dadurch ergibt sich schon rein rechnerisch eine Unzahl an Abstimmungsmöglichkeiten.
Und weil Rennläufer einen passenden Skischuh bis zum Ende auch verwenden, steigt bei den Schuh-servicemännern wie Andreas Dudek (Atomic) vor dem Start der Blutdruck, wenn die Schnallen mit viel Kraft zugeknallt werden. Michael Walchhofer etwa ist 2009 in Lake Louise bei minus 30 Grad beim Schließen die Schnalle gebrochen – damit war er im Rennen völlig chancenlos. Für Dudek das „Worst Case“-szenario. Worauf er die Notfallschnalle erfunden hat: Ein Kunststoffband mit Schnalle drauf, das in solchen Situationen zum Einsatz kommt.