„Wäre lieber heute Rennfahrer als früher“
Kurzbesuch in der alten Heimat: Anderl Molterer ist schon gespannt auf neuen ÖSV-STAR Marcel Hirscher
KITZBÜHEL (SN). Ein schmächtiger, eher schüchterner älterer Herr ist gestern im Hahnenkamm-pressezentrum gestanden und hat sich eine deftige Suppe mit einem Tiroler Knödel schmecken lassen. Wir nicht mehr ganz taufrischen Semester haben ihn natürlich sofort erkannt. Es war jener Mann, den sie einst in Anspielung auf seine Haarpracht den „Weißen Blitz von Kitz“nannten: Anderl Molterer! Wieder einmal ist der Wahl-amerikaner, der nun in Nashville lebt, in seine alte Heimat gekommen – an die Stätte vieler Triumphe.
Andreas „Anderl“Molterer, gelernter Zimmermann, hat am 8. Oktober vorigen Jahres in den USA seinen 80. Geburtstag gefeiert. Mit neuer Hüfte. „Es ist schon wieder ganz okay“, verriet Molterer, der nicht nur seiner Golfleidenschaft frönen kann, sondern auch die Hänge hinunterwedelt – wie einst, zu seiner Glanzzeit, mit dem Kneissl-ski. Molterer, Mitglied des legendären Kitzbüheler Ski-wunderteams mit Toni Sailer und Hias Leitner, ist zumeist imschatten des „Tonai“(Schwarzer Blitz aus Kitz) gestanden. Etwa 1956 bei Olympia in Cortina, als Toni Sailer den totalen Triumph feierte, hat Molterer Silber im Riesentorlauf und Bronze in der Abfahrt gewonnen. Es hat
einst und jetzt mit 80 Jahren. aber auch etliche Rennen gegeben, in denen der Weiße den Schwarzen Blitz abgehängt hat – darauf ist Molterer heute noch stolz. Und auch der Anderl hat die Damenwelt verzückt: Oft hat er im Zielraum die Ski geschultert und ist, verfolgt von kreischenden Fans, geflüchtet. Zum Idol ist Molterer auch in den USA geworden, wo er Profirennen gefahren ist, Skilehrer für Prominente und erfolgreicher Geschäftsmann in Aspen war.
Worauf er sich diesmal in Kitzbühel besonders freut: Österreichs neuen Topstar Marcel Hirscher, von dem er schon so viel gehört hat, einmal live zu sehen. „In Amerika siehst ja nichts imfernsehen“, sagtemolterer. Was ihm auffällt an der neuen Rennläufer-generation: „Die starken Oberschenkel. Trotzdem glaube ich, dass wir damals mehr trainiert haben, dauernd den Berg hinauf- und hinuntergerannt sind.“Wäre er gern Rennfahrer in der heutigen Zeit? „Ja“, antwortetmolterer, „denn jetzt gibt es viel zu verdienen, früher haben wir höchstens ein Radio bekommen.“Am 27. Jänner fährt er wieder heim nach Nashville und freut sich auf seine vierbeinigen Freunde, einen Schäfer und eine junge Pudeldame.