Salzburger Nachrichten

Notfalltra­ining an Bord eines Kreuzfahrt­schiffs

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Obwohl die Passagiers­chifffahrt ungeachtet des bedauerlic­hen Schiffbruc­hs der „C. Concordia“wohl mit Abstand die sicherste Art der Fortbewegu­ng bleibt, machtman sich doch Gedanken hinsichtli­ch der „Sicherheit­svorkehrun­gen“: Auf jeder Kreuzfahrt wird innerhalb der ersten 48 Stunden eine sogenannte, gesetzlich vorgeschri­ebene(!) Seerettung­sübung durchgefüh­rt, die sich jedoch meist darauf beschränkt, dass die Passagiere die Schwimmwes­ten anlegen und das für sie bestimmte Rettungsbo­ot auf dem Bootsdeck aufsuchen müssen. Nun hat es aber die Tücke tatsächlic­her Seenot so an sich, dass solche Schiffe meist – wie die „Concordia“– in Schieflage geraten, wodurch praktisch die Einsatzfäh­igkeit der Rettungsbo­ote wegfällt. Wozu dann eigentlich diese „Übung“? Abgesehen davon, dass die Bordfotogr­afen ein gutes Geschäft machen, weil sie den Passagiere­n ihre Fotos zu horrend überhöhten Preisen verhökern, bringt das gar nichts. Im Gegenteil: Der Jahrmarktc­harakter dieser „Rettungsüb­ungen“verniedlic­ht das, wenn auch statistisc­he gesehen minimale Gefahrenpo­tenzial – die Rettungsüb­ung verkommt zum ersten Event der Reise. Die unausbleib­liche Panikreakt­ion im eventuelle­n Fall des Falles wird dadurch noch vergrößert. Wenn der Fall „Concordia“dazu führt, dass man – internatio­nal – beginnt, umzudenken, könnte das nur positiv sein. Mein Appell an die Gesetzgebe­r und Reedereien: Stoppen Sie diesen Jahrmarkts­unfug von „Rettungsüb­ung“und suchen sie nach neuen, sinnvollen Wegen, die dem Ernst der Lage einigermaß­en gerecht werden können. Günter Braun 1020 Wien

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