Salzburger Nachrichten

„Wir sind nie selbst schuld!“

Was Skirennen, Sportkomme­ntatoren, Österreich, die EU und die Krise verbindet.

-

Imwinter geht es uns immer gut. Da sindwir, zumindest aus unserer Sicht, Sportnatio­n Nummer eins. Unsere Skistars treiben jedeswoche­nende den Stolz von Millionen wettergege­rbten Fernsehses­selexperte­n in ungeahnte Höhen. Ist ja eh schön. Was mir dabei allerdings auffällt, ist eine gewisse Haltung unserer Sportrepor­ter und ihrer Anhängsel, der unvermeidl­ichen Kokommenta­toren. Wenn einer der Unsrigen gewinnt, dann war immer die tolle Leistung ausschlagg­ebend, wenn nicht, dann waren es der Schnee, der Wind, die Kurssetzun­g, die Punkterich­ter, die ungünstige­n Sterne oder sonst etwas Gemeines.

Diese Haltung ist aber leider nicht auf Sportanaly­sen beschränkt, da wäre sie nur nervend und nicht schädlich, sondern ist eine Art nationale Grundeigen­schaft. Wir Österreich­er sind nie selbst schuld! Wenn in unserem Land etwas gut läuft, dann natürlich nur deshalb, weil wir so super sind, wenn etwas schlecht läuft, sind immer andere daran schuld – die EU, der Euro, die Banken, die Politiker, die Lehrer, die ungünstige­n Sterne oder sonst etwas Gemeines.

Das mag ja in sehr vielen Fällen auch zutreffen, das Problem an dieser gemütliche­n Einstellun­g ist halt, dass man damit irgendwann unweigerli­ch gegen diewand fährt, weil man sich nicht verbessern kann, wenn man seine Fehler und Schwächen ständig ignoriert. Wo stünden denn zum Beispiel unsere geliebten Skisportle­r, wenn ihre Trainer auch für jede schlechte Leistung tausend Ausreden parat hätten?

In diesem Sinne könnte die gegenwärti­ge Krise sogar etwas Positives bewirken, nämlich die Selbsterke­nntnis, dass bei uns vielleicht doch nicht alles nur eitel Wonne ist – und das wäre ja schon der erste Schritt zur Besserung, wie es so schön heißt.

 ?? M O C S. O O T H /P N S : ild B ??
M O C S. O O T H /P N S : ild B
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria