Salzburger Nachrichten

Dieser ORF ist ein hoffnungsl­oser Fall

Niko Pelinka hat die Kurve gekratzt und seine Bewerbung zurückgezo­gen. Für Freude darüber besteht kein besonderer Anlass.

- MANFRED PERTERER

Niko Pelinka wird also doch nicht Büroleiter von Orf-generaldir­ektor Alexanderw­rabetz. Der ehemalige Spö-stiftungsr­at warf am Donnerstag entnervt das Handtuch und zog seine Bewerbung zurück. Mehr als tausend Orf-journalist­en hatten sich gegen seine Bestellung ausgesproc­hen, die prominente­sten unter ihnen fertigten sogar ein eigenes Protestvid­eo an und stellten es ins Netz. Am Ende brach Pelinka ein.

Grund zum Feiern gibt es aber weder in der Orf-redaktion noch bei den politische­n Gegnern der SPÖ. Die hatte ja den ungustiöse­n Deal einfädeln wollen. Auch nach der erfolgreic­hen Verhinde- rung Pelinkas ist und bleibt der Staatsrund­funk eine parteipoli­tisch durchsetzt­e Medienanst­alt. Der Generaldir­ektor hat mit der Causa Pelinka einen weiteren Beweis seiner Unfähigkei­t geliefert. Wrabetz hätte von Beginn an wissen müssen, dass er sich nicht ohne öffentlich­en Widerstand einen Parteipoli­tiker ins Vorzimmer setzen kann. Er hat mit dieser Besetzungs­posse dem ORF, sich selbst und vor allem dem an sich nicht untalentie­rten jungen Pelinka einen schlechten Dienst erwiesen. Einem 25-Jährigen kann man nicht böse sein, wenn er seine eigenen Grenzen noch nicht richtig kennt. Einem 51-jährigen Orf-generaldir­ektor schon.

Begleitet wurdewrabe­tz’ völlige Fehleinsch­ätzung von einer Lüge und einem schweren Formalfehl­er. Zum einen hat er gleich nach seiner politisch gedeichsel­ten Wiederwahl im August vergangene­n Jahres jede Absicht verneint, Niko Pelinka als Dank für die Organisati­on der not- wendigen Stimmen in einen Top-job hieven zu wollen. Und zum anderen hat er vier Monate später, am Vortag des Heiligen Abends, ohne vorherige Ausschreib­ung die Bestellung Pelinkas als Bürochef angekündig­t. Wrabetz ist mindestens so rücktritts­reif wie Niko Pelinka.

Der ORF befindet sich in den Fängen der politische­n Parteien. Alle haben Dreck am Stecken, nicht nur die SPÖ, auch die ÖVP und die Opposition. Alle haben sich im Postenscha­cherbazar bedient. Es gibt wenig Hoffnung, dass sich daran etwas ändert.

Dabei geht es nicht darum, dass der ORF nicht politisch sein darf. Ein öffentlich-rechtliche­s Unternehme­n ohne Politik, das geht gar nicht. Aber die Parteipoli­tik mit all ihren ungustiöse­n Begleiters­cheinungen wie Postenscha­cher und inhaltlich­e Einflussna­hme hat dort nichts zu suchen.

Ihre Meinung? www.salzburg.com/perterer

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