Keine schrillen Käuze mehr
Das Ziel, bei den Kommunalwahlen im Mai in Norditalien die erste Partei zu werden, ist schwer erreichbar geworden. Die Lega Nord, die mit ihrem Kampf gegen Korruption und Verschwendung stark geworden ist, ist auch nicht besser als die anderen Parteien – das zeigt der nun offengelegte Finanzskandal. Die Enttäuschung trifft die Lega-anhänger hart, die als verschworene, hoch emotionalisierte Fans an der vermeintlich heilbringenden Gemeinde hängen und von ihr Schutz vor jedem Übel von außen wie Globalisierung oder Finanzkrise erwarten.
In einem Land, in dem der unitalienisch trockene Regierungschef Mariomonti eine Wertschätzung von sechzig Prozent genießt, kann angesichts der vielen ernsten Probleme eine laute Klamaukpartei nicht mehr überleben. Umberto Bossi hat mit seinem überfälligen Rücktritt der Lega Nord einen Dienst erwiesen. Er macht diesen Nutzen aber sogleich wieder zunichte, wenn er sich – ganz im Stile Berlusconis – als Opfer einer politischen Verfolgung darstellt. Die Zeit für den schrillen Kauz ist abgelaufen. Jetzt dürfte die Zeit für seinen Weggefährten Roberto Maroni gekommen sein, den Ex-innenminister mit den radikalen Ansichten zur inneren Sicherheit und Ausländerpolitik, der aber dialogfähig, möglicherweise auch kompromissfähig ist.
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