Als Elvis und Frank Sinatra in die Wüste gingen
Früher war Palm Springs ein kleiner Wüstenort. Dann wurde es zur Oase für Stars aus Film- und Musikbiz. Ihre architektonisch aufwendigen Feriendomizile machten die Stadt zu einem Mekka des Modernismus.
Ungefähr 325 Tage im Jahr ist Los Angeles sonnig. Bleiben fast sechs grauewochen. Was machen also all jene Los Angelinos, die glauben, ohne permanenten Platz an der Sonne nicht sein zu können? Sie fahren in die Wüste. Die Oase Palm Springs, wo es jährlich nur 16 Tage bewölkt und außerdem zehn Grad wärmer als in Los Angeles ist, liegt zwei Autostunden entfernt.
Die legendäre „Zwei-stunden-regel“der Filmstudios war es auch, die das ehemals kleine Palm Springs in den 30er-jahren in ein Urlaubsziel für Stars verwandelte. Denn die Hollywood-studios verboten ihren Schauspielern, sich weiter als zwei Autostunden von Los Angeles wegzubewegen.
Es ist daher Hollywood zu verdanken, dass Palm Springs heute einmekka für Modernismus ist. Frank Sinatra in- vestierte seine erste Million Dollar in ein ultramodernes Wüstendomizil mit automatischen Glasschiebetüren, das er „Twin Palms“taufte. Zusammen mit seiner Ehefrau Ava Gardner planschte er im Pool, der die Form eines Klaviers hatte. Auch Stars wie Dean Martin, Kirk Douglas, Cary Grant und Marilyn Monroe nutzten die Wüste als Rückzugsgebiet, und viele von ihnen beauftragten die Stararchitekten dermoderne, ihnen Häuser zu bauen.
Die Voraussetzungen waren in Palm Springs für experimentierfreudige Architekten ideal: Die Lichtverhältnisse sind spektakulär, es gab reiche Auf- tragsgeber und außerdem endlos Platz. Allen voran brachten die gebürtigen Österreicher Rudolph Michael Schindler und Richard Neutra ihren internationalen Stil nach Palm Springs. Der Schweizer Albert Frey ließ sich noch einen Schritt weiter auf die Bedingungen der Wüste ein und schuf eine ganz neue Art von Architektur. Inspiriert durch die Bauhaus-lehre arbeitete er mit Stahl und Glas und integrierte die natürliche Umgebung. Die Landschaft selbst wurde zum „Bauteil“.
Frey sowie die Architekten John Porter Clark, William F. Cody und Stewart Williams begründeten einen regionalen Stil, der als „Desertmodernism“weltbekannt wurde. Ein typisches Element für „Desert Homes“ist die Offenheit, die ein übergangsloses Leben zwischen Aussen- und Innenbereich ermöglicht. Nur die Vorderseiten der Häuser sind verschlossen, um sich gegen die Wüste abzuschotten. Elvis Presleys „House of Tomorrow“, das 1967 vom Architekten William Krisel erbaut wurde, ist mittlerweile nicht nur eine Kult-destination für Elvis-fns, sondern auch für all jene, die diese einzigartige Wüstenarchitektur schätzen. Die „ModernismWoche“, die Besucher aus aller Welt anzieht, fand heuer zum siebenten Mal statt. In den 70er-jahren drohte der Glanz von Palm Springs zu verblassen und viele Stars wanderten ab. Doch in den 90er-jahren wurde die Stadt von Modefotografen wieder entdeckt. 2006 schaffte es Palm Springs auf die Liste der zwölf erhaltenswerten Städte Amerikas. Und nicht zuletzt hat der Retrochic der Tv-serie „Madmen“dazu beigetragen, dass Palm Springs wieder in allen Reisemagazinen zu finden ist.
studierte Schauspiel am Mozarteum und lebt heute als Drehbuchautorin in Los Angeles. salzburg.com/absolutla