Die andere Seite der Medaille
EE-mail: ine Pleite, privat oder mit einer Firma, bedeutet oft das Platzen eines Lebenstraums. Außer dem wirtschaftlichen Schaden geht damit auch ein massiver Verlust von Selbstwertgefühl einher. Betroffene fallen aus ihrer Sozialstruktur, sie werden nicht mehr eingeladen oder brechen von selbst den Kontakt zu Kollegen und Freunden ab. Pleite ist ein Stigma und ein Tabu.
Die Initiatoren der Selbsthilfegruppe „Anonyme Insolvenzler“weisen zu Recht auf die Gleichung „Schulden ist gleich Schuld“hin: Das ist hierzulande die herrschende Sichtweise, anders als in angelsächsischen Ländern wie Großbritannien oder den USA, wo gescheiterte Unternehmer leichter eine neue Chance bekommen. Dabei gibt es unzählige Beispiele von Personen, die durch Krankheit oder sonst wie unschuldig in die Pleite geschlittert sind. Mitunter wird unternehmerischer Mut und das Eingehen von Risiko nicht belohnt, sondern bestraft. Auch das ist Wirtschaft.
Die Versuchung ist groß, Parallelen zwischen den wenigen großen spektakulären Pleiten und der Vielzahl kleiner stiller Konkurse zu ziehen. Aber vermutlich sind aktuelle Fälle keine guten Beispiele. Hilfreich wäre übrigens die oft angekündigte, bisher aber verschleppte Reform des Privatinsolvenzrechts. Angesichts der vielen gegenläufigen Interessen darf man sich da aber wohl keine Hoffnungen machen.