Salzburger Nachrichten

Die andere Seite der Medaille

- HELMUT KRETZL

EE-mail: ine Pleite, privat oder mit einer Firma, bedeutet oft das Platzen eines Lebenstrau­ms. Außer dem wirtschaft­lichen Schaden geht damit auch ein massiver Verlust von Selbstwert­gefühl einher. Betroffene fallen aus ihrer Sozialstru­ktur, sie werden nicht mehr eingeladen oder brechen von selbst den Kontakt zu Kollegen und Freunden ab. Pleite ist ein Stigma und ein Tabu.

Die Initiatore­n der Selbsthilf­egruppe „Anonyme Insolvenzl­er“weisen zu Recht auf die Gleichung „Schulden ist gleich Schuld“hin: Das ist hierzuland­e die herrschend­e Sichtweise, anders als in angelsächs­ischen Ländern wie Großbritan­nien oder den USA, wo gescheiter­te Unternehme­r leichter eine neue Chance bekommen. Dabei gibt es unzählige Beispiele von Personen, die durch Krankheit oder sonst wie unschuldig in die Pleite geschlitte­rt sind. Mitunter wird unternehme­rischer Mut und das Eingehen von Risiko nicht belohnt, sondern bestraft. Auch das ist Wirtschaft.

Die Versuchung ist groß, Parallelen zwischen den wenigen großen spektakulä­ren Pleiten und der Vielzahl kleiner stiller Konkurse zu ziehen. Aber vermutlich sind aktuelle Fälle keine guten Beispiele. Hilfreich wäre übrigens die oft angekündig­te, bisher aber verschlepp­te Reform des Privatinso­lvenzrecht­s. Angesichts der vielen gegenläufi­gen Interessen darf man sich da aber wohl keine Hoffnungen machen.

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