Im Tourismus ist Optimismus angesagt
Ausblick. Vor allem Inländer könnten laut Tourismusanalyse für einen Rekordsommer im heimischen Tourismus sorgen.
SALZBURG (SN). Die heimische Hotellerie fällt im von Horwath HTL erstellten „Global Hotel Market Sentiment Survey“deutlich aus dem Rahmen. International ist die Euphorie etwas ins Stocken geraten, in Österreich ist Optimismus angesagt. Weltweit beteiligten sich rund 2000 Hotelbetriebe beziehungsweise Hotelketten an der halbjährlichen Umfrage, davon etwa 30 aus Österreich. Auch wenn dieses Sample nicht gerade aufregend ist, so hat der Survey wohl eine gewisse Aussagekraft.
Ob Zimmerauslastung (OCC), durchschnittlicher Zimmerpreis (ADR) und Logis-erlöse pro verfügbarem Zimmer (REVPAR), die Perspektiven der österreichischen Betriebe sind überdurchschnittlich. Im Detail gaben 36,4 Prozent der österreichischen Hoteliers an, im ersten Halbjahr eine bessere Auslastung erreichen zu können als 2011, 55 Prozent glauben dadurch auch höhere Zimmerpreise durchzusetzen und so insgesamt höhere Erlöse als imvorjahr zu erzielen.
Die
Erwartungen
in
Europa sind wesentlich pessimistischer als in Österreich. Ein Beispiel: In Österreich befürchteten keine fünf Prozent der Befragten eine schlechtere Auslastung im ersten Halbjahr 2012, europaweit war es aber jeder vierte.
Als positiv sehen 77 Prozent der befragten österreichischen Hoteliers in erster Linie regionale Tourismustrends und regionales Wirtschaftswachstum. Bei den negativen Einflüssen werden wie in ganz Europa der steigende Ölpreis, neue Mitbewerber und die Eurokrise genannt.
Die Daten von Horwath HTL deuten darauf hin, dass die Angaben aus der alpinen Ferienhotellerie bereits das gute Ergebnis des laufenden Winters widerspiegeln. In der Wintersaison verzeichnete Österreich bis Ende Februar ein Plus bei den Übernachtungen von 4,6 Prozent. Gut ein Prozentpunkt davon gehört übrigens dem Schalttag am 29. Feber. Die Aufenthaltsdauer ist minimal gestiegen (Ankünfte +4,5 %).
Wobei die Branchenvertreter die Euphorie bremsen. „So erfreulich die Steigerungen bei den Nächtigungen auf den ersten Blick sind, insgesamt müssen wir am Boden bleiben“, warnt der Obmann der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Hans Schenner. Die Krise sei noch nicht vorbei, die Werte des Winters 2007/2008 seien noch höher gelegen. Steigerungen aus der Schweiz und aus Osteuropa kompensieren nur das Minus aus Deutschland. Die absolut größten Zuwächse des laufenden Winters verzeichnete Österreich bei den Inlandsgästen.
Dieser Trend könnte sich im Sommer 2012 fortsetzen. So erwartet die 17. Österreichische Tourismusanalyse des Wiener Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT) einen unerwarteten Boom bei Inlandsurlau- ben. Institutsleiter Peter Zellmann sieht insgesamt keinerlei krisenbedingte Reisezurückhaltung: „Wenn sich die Erfahrungswerte bestätigen, wird der Sommer 2012 für die Reisesaison ein Rekordjahr. Die heimische Tourismuswirtschaft darf sich darüber hinaus auf einen noch nie da gewesenen Inlandsurlaubsboom freuen.“
Generell zeigt die auf einer Spectra-umfrage basierende Tourismusanalyse mehr Sicherheit in
„Die Tourismuswirtschaft darf sich auf einen Inlandsboom freuen.“
Peter Zellmann,
der Reiseplanung als im Vorjahr. Die Zahl der noch Unentschlossenen ging deutlich zurück. Im Detail: 43 Prozent wollen sicher verreisen (2011: 39 %), 30 Prozent wollen daheim bleiben (2011: 29 %). Bei den Reisezielen gab es einige drastische Änderungen, die eher auf reduzierte Budgets für den Sommerurlaub hindeuten. So gibt es kaum erklärbare, sprunghafte Zuwächse bei Nahreisezielen. Derwert für Deutschlandrei- sen schnellte innerhalb eines Jahres von einem auf fünf Prozent. Sechs Prozent planen, ihren Haupturlaub in Ungarn zu verbringen. Laut Zellmann zieht es vor allem die schlechter gebildete, einkommensschwächere Bevölkerungsschicht zu diesem Reiseziel.
Auf der Verliererseite steht ziemlich einsam Griechenland mit einem auf drei Prozent halbierten Interesse. Wobei diese Angaben zu Jahresbeginn nicht immer mit den tatsächlichen Reisezielen übereinstimmen. Für Österreichs Hotels wäre es schön, denn 26 Prozent der Befragten, die eine Urlaubsreise planen, wissen schon heute, dass sie im Inland urlauben möchten. Das ist um rund ein Drittel mehr als vor einem Jahr (19 %). Bisher habe die Planung eines Inlandsurlaubs nur selten mit dem tatsächlichen Reiseverhalten übereingestimmt. Geplant worden seien längere, teure Auslandsreisen in den Süden, man sei aber dann doch im Lande geblieben, sagt Zellmann. Über die Jahre betrachtet lag die Zahl der Inlandsurlauber stets um neun bis 16 Prozent über den „Planzahlen“. Ob nun in der Bevölkerung Realismus eingekehrt ist, oder, wie es offensichtlich die Hotellerie erhofft, ein Boomjahr bei den Inlandsreisen erfolgt – das wird man im Herbst wissen.