Der Hase ist seit der Steinzeit populär
Symbolbeladen. Das Tier ist als Motiv quer durch alle Epochen und in allen Erdteilen vertreten.
(SN, dpa). Der Hase ist ein Lieblingstier der Künstler - und das nicht nur in Europa. Die Tiermedizinerin Birgit Gehrisch hat ihre Doktorarbeit über den „Hasen in der Kulturgeschichte“geschrieben – und war selbst überrascht von der Menge des Materials. Im Gespräch mit der dpa erklärt sie unter anderem die verschiedenen Bedeutungen des Hasen. Wann haben sich Künstler erstmals für den Hasen interessiert? Birgit Gehrisch: Der Hase ist ein Motiv von der Altsteinzeit bis in die Gegenwart, und dies in allen Kulturen und Erdteilen. Die ersten Nachweise, die ich gefunden habe, waren 15.000 bis etwa 8000 vor Christus – so weit geht das zurück! Das waren zunächst Knochen, in die Hasen eingraviert waren. Allgemein bekannt ist der Hase ja als Fruchtbarkeitssymbol . . . Gehrisch: Ja, die Fruchtbarkeit zieht sich durch die ganze Kulturgeschichte. Schon Aristoteles und andere antike Denker haben geschrieben, dass der Hase zum Beispiel schon wieder empfangen könne, während er noch schwanger ist. Welche Bedeutung des Hasen fanden Sie selbst am überraschendsten? Gehrisch: Ich kannte die Geschichten vom Mann im Mond, aber dass es in vielen Kulturen den Hasen im Mond gibt, war mir nicht bekannt. Da werden die Mondflecken als Hase gedeutet. Zum Beispiel bei den Beduinen, in In- dien, in Tibet, in der Mongolei – der ganze Ferne Osten spielt da herein. Haben Sie auch herausgefunden, wie das mit dem Osterhasen zu erklären ist? Ein Hase, der Eier bringt – das ist ja schon erklärungsbedürftig. Gehrisch: Leider kann man nicht sagen: Der Osterhase kommt da und da her. Es gibt viele Erklärungsversuche. Der Osterhase selbst ist sehr jung, die erste Darstellung datiert von 1789 in einem Schweizer Kinderbuch, da sieht man ihn zusammen mit eiersuchenden Kindern. Man muss den Hasen mit dem Ei sehen, beides sind Fruchtbarkeitssymbole. Außerdem gab es zur Osterzeit die Notwendigkeit, Zinsen an den Grundherrn abzugeben – auch in Formvon Naturalien. Und da stellt sich die Frage, ob der Hase nicht auch als materielle Gabe übergeben wurde. Sie meinen: Der Osterhase war im Grunde ein Hasenbraten? Gehrisch: Ja, so könnte es gewesen sein – ganz profan als Lebensmittel.