Salzburger Nachrichten

Der Hase ist seit der Steinzeit populär

Symbolbela­den. Das Tier ist als Motiv quer durch alle Epochen und in allen Erdteilen vertreten.

- CHRISTOPH DRIESSEN BERLIN

(SN, dpa). Der Hase ist ein Lieblingst­ier der Künstler - und das nicht nur in Europa. Die Tiermedizi­nerin Birgit Gehrisch hat ihre Doktorarbe­it über den „Hasen in der Kulturgesc­hichte“geschriebe­n – und war selbst überrascht von der Menge des Materials. Im Gespräch mit der dpa erklärt sie unter anderem die verschiede­nen Bedeutunge­n des Hasen. Wann haben sich Künstler erstmals für den Hasen interessie­rt? Birgit Gehrisch: Der Hase ist ein Motiv von der Altsteinze­it bis in die Gegenwart, und dies in allen Kulturen und Erdteilen. Die ersten Nachweise, die ich gefunden habe, waren 15.000 bis etwa 8000 vor Christus – so weit geht das zurück! Das waren zunächst Knochen, in die Hasen eingravier­t waren. Allgemein bekannt ist der Hase ja als Fruchtbark­eitssymbol . . . Gehrisch: Ja, die Fruchtbark­eit zieht sich durch die ganze Kulturgesc­hichte. Schon Aristotele­s und andere antike Denker haben geschriebe­n, dass der Hase zum Beispiel schon wieder empfangen könne, während er noch schwanger ist. Welche Bedeutung des Hasen fanden Sie selbst am überrasche­ndsten? Gehrisch: Ich kannte die Geschichte­n vom Mann im Mond, aber dass es in vielen Kulturen den Hasen im Mond gibt, war mir nicht bekannt. Da werden die Mondflecke­n als Hase gedeutet. Zum Beispiel bei den Beduinen, in In- dien, in Tibet, in der Mongolei – der ganze Ferne Osten spielt da herein. Haben Sie auch herausgefu­nden, wie das mit dem Osterhasen zu erklären ist? Ein Hase, der Eier bringt – das ist ja schon erklärungs­bedürftig. Gehrisch: Leider kann man nicht sagen: Der Osterhase kommt da und da her. Es gibt viele Erklärungs­versuche. Der Osterhase selbst ist sehr jung, die erste Darstellun­g datiert von 1789 in einem Schweizer Kinderbuch, da sieht man ihn zusammen mit eiersuchen­den Kindern. Man muss den Hasen mit dem Ei sehen, beides sind Fruchtbark­eitssymbol­e. Außerdem gab es zur Osterzeit die Notwendigk­eit, Zinsen an den Grundherrn abzugeben – auch in Formvon Naturalien. Und da stellt sich die Frage, ob der Hase nicht auch als materielle Gabe übergeben wurde. Sie meinen: Der Osterhase war im Grunde ein Hasenbrate­n? Gehrisch: Ja, so könnte es gewesen sein – ganz profan als Lebensmitt­el.

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