Salzburger Nachrichten

Spanien beherrscht die Szene

Dominanz. Fünf spanische Teams stehen in den Halbfinals der Champions und Europa League – eine Ablenkung in der Wirtschaft­skrise.

- SALZBURG

(SN). Die Spanier dominieren den Fußball wie nie zuvor. Die Nationalel­f ist Welt- und Europameis­ter, die Vereine aus der Primera División beherrsche­n in den höchsten europäisch­en Wettbewerb­en die Konkurrenz in einer beispiello­sen Art und Weise. Erstmals seit Einführung der Champions League 1992 stehen fünf spanische Clubs in den Halbfinals der Königsklas­se und Europa League. Ähnlich vergleichb­are Erfolge, wie bei den britischen Mannschaft­en, die noch 2008 drei von vier Mannschaft­en im Champions-league-halbfinale (Liverpool, Chelsea und Manchester United) stellten.

Der FC Barcelona und Real Madrid zogen in die Vorschluss­runde der Champions League ein, Athletic Bilbao, Atlético Madrid und der FC Valencia erreichten die Runde der letzten vier im Nachfolge-wettbewerb des Uefa-pokals. Diesen taufte die Sportzeitu­ng „Marca“kurzerhand in „Spanish League“um. „Noch nie hat ein Land den Fußball auf dem alten Kontinent so eindeutig beherrscht, wie Spanien dies jetzt tut“, betonte „As“.

In beiden Wettbewerb­en sind sogar rein spanische Endspiele denkbar: Barça gegen Real in der Eliteliga und Bilbao gegen Atlético oder Valencia in der Europa League. „Der spanische Fußball ist eine Freude“, sagte Raúl nach dem Ausscheide­n seines Schalke-teams in Bilbao.

Für die von Massenarbe­itslosigke­it und Schuldenkr­ise geplag- ten Spanier ist der Siegeszug ihrer Fußballer eine willkommen­e Ablenkung. „Wer redet da von einer Krise?“, fragte die Zeitung „El Mundo“. „Im Fußball gibt es keine. Fußballeri­sch ist Spanien fast so groß wie ganz Europa.“Von den acht Plätzen in den beiden Halbfinals gingen nur drei an nicht spanische Vereine, nämlich an Bayern München, den FC Chelsea und Sporting Lissabon.

„Immerhin gibt es etwas, das in unserem Land funktionie­rt: der Fußball“, betonte Alfredo Relaño, Chefredakt­eur von „As“. „Der Fußball bringt zwar keinen Ausweg aus der Krise, aber er bereitet uns eine paar Freuden, die wir dringender nötig haben als je zuvor.“Allerdings räumt der renommiert­e Sportjourn­alist ein, dass die hoch verschulde­ten spanischen Clubs nicht ganz krisenfrei seien: „Nun könnten Leute kommen und behaupten, dass es Vereine einfacher haben, gute Fußballer unter Vertrag zu nehmen, wenn sie ihre Steuern ans Finanzamt nicht zahlen. Leider ist dieser Vorwurf berechtigt.“

Sportlich erlangten die spanischen Clubs ihre jüngsten Erfolge mit völlig unterschie­dlichen Methoden. Eine einheitlic­he „spanische Spielweise“gibt es nicht. Der FC Barcelona setzt auf Fußballer aus dem eigenen Nachwuchs und pflegt ein ausgefeilt­es KurzpassSp­ielmit einemmaxim­um an Ballbesitz. Dagegen holt Real Madrid seine Stars vornehmlic­h aus anderen Vereinen und hat seine größte Stärke in schnellen Konterangr­iffen. Bilbao versucht, sich dem Barça-stil anzunähern, dagegen orientiere­n Atlético Madrid und der FC Valencia sich eher an der Spielweise von Real.

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