Salzburger Nachrichten

Die Entwickler konnten sich austoben

Mercedes verpasste der neuen B-klasse ein ordentlich­es Innovation­sprogramm – Assistente­n serienmäßi­g

- GERHARD KUNTSCHIK

Wer ein Familienau­to mit „bieder“verbindet, wird sich bei der neuen B-klasse wundern. Gegen althergebr­achte Vorurteile tritt auch die von Mercedes gewählte Bezeichnun­g „Sports Tourer“für den kompakten Van an. In der Tat sind die Veränderun­gen („So viele Neuheiten auf einen Schlag gab es noch bei keinem Modellwech­sel in der Geschichte vonmercede­s-benz“, erklärt Entwicklun­gsvorstand Thomas Weber) deutlich und gingen in Richtung dynamische­res Fahren: Absenkung des Schwerpunk­ts, niedrigere Sitzpositi­on (86 mm zum Vorgänger), bessere Aerodynami­k durch zahlreiche Detaillösu­ngen und fünf Zentimeter niedriger in der Ge- samthöhe nebst einem strafferen Fahrwerk durch eine neue Vierlenker­hinterachs­e.

An Raum oder gar Komfort büßte die B-klasse nichts ein, im Gegenteil: Innen wurde aufgewerte­t, die größten Unterschie­de gibt es aber in den (teils sogar serienmäßi­gen) Sicherheit­sfeatures. Serie ist zum Beispiel die Kollisions­warnung, die optisch (rotes Feld im Display) und akustisch (Piepston, wenn es wirklich brenzlig wird) auffällt. Gelungen ist auch der zweistufig­e (zuerst orange, dann rot) Tote-winkel-assistent, auf den voller Verlass war.

Auch das bei Mercedes mittlerwei­le „inthronisi­erte“Kaffeehäfe­rl als Müdigkeits­warner ist in der „demokratis­ierten“B-klasse nun Serie. Der Spurhaltea­ssistent macht sich bei jeder Nachlässig­keit durch das übliche Rütteln am Lenkrad bemerkbar. Gegen 345 Euro Aufpreis gibt es das 2002 in der S-klasse eingeführt­e System „Pre-safe“: reversible Gurtstraff­ung, Schließung von Seitensche­iben und Schiebedac­h bei kritischer Querdy- namik, Verstellun­g des Beifahrers­itzes in eine für die Rückhaltes­ysteme optimale Position. Nur schade, dass in der Version mit Sechsgangs­chaltung ein Tempomat im sonst üppig ausgestatt­eten Testauto (Gesamtprei­s knapp unter 40.000 Euro, Basis 27.000) fehlte.

Einziger anderer Kritikpunk­t war ein Problem des Bordcomput­ers, der den Verbrauch zwar ab Motorstart angab, nicht aber den Gesamtwert ab „Reset“.

Nicht nur im Design und in der Ausstattun­g, auch motorisch ist die B-klasse neu aufgestell­t. Das kommt der Effizienz natürlich voll zugute, alle Motoren sind deutlich ( bis 21 Prozent) sparsamer als die der Vorgänger. Zu unserem 180er-benziner (122 PS) ist anzumerken: im Schnitt mit acht Litern Verbrauch gut unterwegs, bei reiner Überlandfa­hrt nur um die sieben Liter, aber der Preis für Sparsamkei­t ist wenig Durchzugsk­raft im unteren Drehzahlbe­reich. Da bleiben bergauf zu viert einige Schaltvorg­änge mehr nicht erspart.

Antrieb/fahrwerk: Reihenvier­zylinder-benziner, 1595 ccm, 90 kw/122 PS bei 5000 U/min, 200 Nm bei 1250 bis 4000 U/min. Sechsgangs­chaltung, Frontantri­eb, ASR, Bremsassis­tent, ABS, ESP.

Ausstattun­g: Serie: EcoStart-stopp, Kollisions- und Müdigkeits­warnung, elektr. Feststellb­remse, Berganfahr­hilfe, Wegfahrspe­rre, Tagfahrlic­ht, Fahrer-, Beifahrer-, Seitenairb­ags, Knieairbag Fahrer, Bordcomput­er.

Maße/gewichte: Länge/ Breite/höhe 4359/2010/1557 mm, Radstand 2699 mm, 1395 kg, zulässig 1960 kg. Kofferraum 486 bis 1545 l, Wendekreis 11 m, Tank 50 l.

Fahren/verbrauch: Spitze 190 km/h, Beschleuni­gung auf 100 km/h in 10,4 Sek. Verbrauch Stadt/land/mix 8,3/ 5,0/6,2 l/100 km, im Test: 8,0 l. CO : 144 g/km (Euro 5).

Preis: 27.770 Euro; Testwagen: 39.682 Euro.

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Bild: SN/GK Oberklasse­technik nun im Kompaktfor­mat: B-klasse neu.
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