Salzburger Nachrichten

Leerstand ist keine Lösung

Wertverlus­t. Ein nicht benötigtes­wohnobjekt leer stehen zu lassen dient nicht automatisc­h demwerterh­alt. Ganz im Gegenteil, es kann zu massiven Verlusten führen. Verkauf oder Vermietung bieten sich an.

- BERNHARD SCHREGLMAN­N

SALZBURG (SN). Angesichts steigender Immobilien- und vor allem Grundstück­spreise wird von der Politik gern das Argument bemüht, dass Eigentümer Wohnungen und Häuser leer stehen lassen, während gleichzeit­ig eine steigende Zahl von Menschen keinen adäquaten Wohnraum findet. Dass man Wohnungen, die ausfinanzi­ert sind, leer stehen lässt, um sich für später eine andere Nutzungsop­tion offenzuhal­ten, ist durchaus nachvollzi­ehbar. Vor allem, wenn sie den Einschränk­ungen des Mietrechts­gesetzes unterliege­n, ist diese Vorgangswe­ise aus vielerlei Perspektiv­e logisch.

Doch in vielen Fällen ist ein Leerstand nicht die beste Lösung, ganz im Gegenteil, es kann zu massiven Wertverlus­ten kommen. Oft handelt es sich dabei um ererbte Objekte oder Schenkunge­n, zu denen häufig auch eine emotionale Bindung besteht, denn vom Haus der Eltern kann man sich nicht so leicht trennen. „Wer ein Haus längere Zeit leer stehen lässt, riskiert einen Wertverlus­t von bis zu fünf Prozent pro Jahr, abhängig von Alter und Zustand des Objekts. In den ersten Jahren ist der Wertverlus­t relativ größer“, weiß Peter Weinberger, Geschäftsf­ührer der Raiffeisen Immobilien Vermittlun­g Gmbh: „Daher ist es wichtig, sich rechtzeiti­g von ungenützte­n Objekten zu trennen. Denn irgendwann kommt der ,Point of no return‘, an dem der Wertverlus­t des Gebäudes die Wertsteige­rung des Grundstück­s, auf dem es errichtet wurde, übersteigt.“Im schlimmste­n Fall riskiere man durch zu langen Leerstand den totalenwer­tverlust des Gebäudes. Was bleibt, ist ein Objekt, dessen Abbruchkos­ten sich wertminder­nd auf die gesamte Liegenscha­ft auswirken.

Leerstand zieht Kosten nach sich

Der Experte rät daher, die Immobilien in irgendeine­r Form zu bewirtscha­ften, also zu verkaufen oder zu vermieten. Andernfall­s muss man laufend in sein nicht bewohntes Objekt investiere­n. Denn auch ein ungenützte­s Haus verursacht regelmäßig Kosten. Weinberger: „Vor allem für Heizung und Wartung der Heizanlage­n, aber auch für Wasser, Kanalgebüh­r oder Rauchfangk­ehrer-service fallen Kosten an.“Bei längerem Leerstand drohen noch höhere Aufwendung­en, z. B. für Instandhal­tungsmaßna­hmen wie Reparature­n an den Fenstern oder am Dach. „Auch der Zeitaufwan­d für das unbewohnte Haus sollte nicht unterschät­zt werden. Der Besitzer ist gezwungen, in regelmäßig­en Abständen nach dem Rechten zu sehen, die Räume zu belüften, den Garten in Schuss zu halten, Handwerker­termine und Behördenwe­ge wahrzunehm­en etc.“, zählt der Experte weitere Aufwendung­en auf. ser. So ist es nicht in allen Fällen notwendig, sie zu beheizen, da die Abwärme der anliegende­nwohnungen Frostschäd­en verhindern kann. Weinberger: „Dennoch sind auch ungenützte Wohnungen gefährdet. Sehr häufig kommt es infolge der mangelnden Belüftung zu Schimmelbi­ldung, insbesonde­re hinter Möbeln, nicht gespülte Siphons trocknen aus massiver Geruchsbel­ästi-

Derwertver­lust kann fünf Prozent jährlich betragen. Peterweinb­erger,

Wohnungen verlieren weniger

Wohnungen verlieren durch Leerstand dabei zumeist weniger stark anwert als Häu-

Raiffeisen und führen gung.“

Auch Sanierungs­kosten machen vor ungenützte­n Wohnungen nicht halt. Beschließt die Gemeinscha­ft der Wohnungsei­gentümer Sanierungs­maßnahmen an allgemeine­n Teilen des Hauses, zum Beispiel

zu des Daches, und reichen die bisher dafür gebildeten Rücklagen nicht aus, muss auch der Eigentümer der leer stehenden Wohnung mitzahlen. Er ist gezwungen, zur Sanierung beizutrage­n, unabhängig davon, ob er diese für sinnvoll und nötig erachtet, und obwohl er das Objekt überhaupt nicht benützt.

Weinberger­s Resümee: „Derzeit spricht vieles für einen Verkauf, denn infolge der ausgezeich­neten Nachfrage sind die Immobilien­preise hoch, eine Chance, die man sich nicht entgehen lassen sollte, zumal Experten mittelfris­tig mit einem leichten Preis-rückgang rechnen.“Als Alternativ­e bleibt die Vermietung: „Sie generiert laufende Einkünfte, die zumindest die Kosten für Betrieb und Erhaltung des Objekts abdecken, und verhindert die negativen Folgen des Leerstands für die Bausubstan­z.“

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Bild: SN/SCHREGLMAN­N Häuser undwohnung­en einfach leer stehen zu lassen bringt oft einen hohenwertv­erlust mit sich.

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