Alternativer Plan für bessere Universitäten
Gegenentwurf. Die Österreichische Hochschülerinnenschaft (ÖH) hat kürzlich als „Forum Hochschule“einen alternativen Hochschulplan vorgelegt.
WIEN (Sn-roi). Die ÖH ist frustriert: Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen bestimmten die Hochschuldebatten, dabei bleibe das wichtigste auf der Strecke – „die Probleme des Hochschulsektors ganzheitlich und vollständig zu analysieren und zu lösen“. Schuld daran habe auch das Wissenschaftsministerium und dessen Hochschulplan. Im September 2011 hat sich die ÖH deshalb dazu entschlossen, mit dem Projekt „Forum Hochschule“die Probleme im Hochschulsektor selbst zu identifizieren und konkret umsetzbare Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Eingebunden wurden die Studierenden, Lehrende und Experten.
Grundlage der Vorschläge war eine Analyse der breiten Anforderungen, die an Hochschulen gestellt werden – von hochwertiger Lehre und wissenschaftlicher Forschung bis zu optimalem Ressourceneinsatz bei schwierigen Rahmenbedingungen. Aus Sicht der ÖH kann „das Hochschulsystem in seiner derzeitigen Form diese Erwartungen nur ungenügend erfüllen“. Warum? Weil die Autonomie der Hochschulen nicht richtig funktioniere, weil Anstellungs- und Verteilungsverhältnisse nicht stimmten, weil sich traditionelle Strukturen „nur sehr langsam“ändern würden, weil die Hochschulen „chronisch unterfinanziert“seien und weil es ein unzureichendes Fördersystem für sozial benachteiligte Studierende gebe.
Um Lösungen für diese Probleme zu suchen, wurden die Arbeitsgruppen Hochschulorganisation und -governance, Wissenschaft und Forschung, Qualität der Lehre, soziale Absicherung von Studierenden und Hochschulfinanzierung eingerichtet. Deren Lösungen lauten in kurzen Worten: echte Demokratie, Wissenschaft mit Perspektive, moderne Lehrpläne, transparente Finanzierung und treffsichere Förderung.
Konkrete Lösungsvorschläge
Im Detail bedeutet das: Die Gestaltung der Hochschulen müsse in die Hände der Hochschulakteure gelegt werden, durch Mitbestimmung von Studierenden und Lehrenden in allen Gremien und den Abbau von wissenschaftlichen Hierarchien. Ein nachvollziehbares, transparentes Finanzierungsmodell und eigens konzipierte Gremien, die gesellschaftliche Themen an die Hochschulen herantragen, sollen diese besser in die Gesellschaft einbinden. Frauenförderung an den Universitäten soll durch „Gender Budgeting“, eine Frauenquote in allen Gremien, verpflichtende GenderLehrveranstaltungen und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Jungwissenschaftern vorangetrieben werden. Zentral ist für die ÖH auch die Wissenschaftsförderung durch ausreichende Finanzierung und das Schaffen von Perspektiven unter anderem durch die Neugestaltung des Doktorats, den Ausbau der Vergabe unbefristeter Verträge und ein besseres System der Evaluierung. Die soziale Absicherung Studierender soll durch ein Förderungssystem verwirklicht werden, das Rücksicht auf die Lebensrealitäten Studierender nimmt und dessen Maxime das Recht auf gleichberechtigte Teilhabe an aller Bildung ist. Die Lehr-, Lernund Forschungsqualität soll durch die Einbeziehung der Studierenden und Änderungen in der Gestaltung der Studienpläne und der didaktischen Ausrichtung („Student Centered Learning“) geschaffen werden.
Laut ÖH sind diese Forderungen „größtenteils direkt und sofort umsetzbar“. Es liege nun an der Regierung und insbesondere dem Wissenschaftsministerium, „die Realitäten anzuerkennen“und entsprechende Maßnahmen zu setzen. Für Heinrich Schmidinger, Rektor der Uni Salzburg und Vorsitzender der Universitätenkonferenz (uniko), ist der alternative Hochschulplan hingegen „utopisch“(die SN berichteten). Einigkeit gibt es aber zumindest in einem Punkt: dem Wunsch nach einer verbesserten Universitätenfinanzierung. www.oeh.ac.at